REPLY:
….pflastern den vorhof….

Ich bin geprägt durch ein Millieu, in dem offene Beziehungen mit erlaubten
Seitensprüngen wenn nicht normal, so doch ein positives Ideal waren, und ich
bin jemand mit hoher persönlicher Leidensfähigkeit, insofern sind mir die
Eifersuchtsdramen Anderer schlicht unverständlich. Als ich in „neuerer“
Gesellschaft, also unter Leuten, die mit meinen früheren Kreisen nichts zu
tun haben, dies äußerte, und dazu noch sagte, Fremdgehen könne sogar wieder
Würze in eine Beziehung bringen, solange der Seitensprung nicht Gefahr
laufe, für Partner oder Partnerin eine gefühlsmäßige Konkurrenz zu werden,
da sprangen mir die Leute fast ins Gesicht. Vor allem die Tatsache, dass einmaliges
Fremdgehen der Partnerin keines der Dinge ist, die mich ins Mark treffen, jedenfalls
nicht zwangsläufig und immer, und dass ich zwischen fester Liebesbeziehung und
bloßer Freundschaft noch unzählige Zwischenstadien kenne und es für völlig unnötig
halte, sich immer grundsätzlich festlegen zu müssen, führte geradezu zu einem Aufschrei
der Empörung. Ich hatte das Gefühl, dass meine Gesprächspartner/innen regelrecht
wütend auf mich waren, obwohl ich ihnen nichts getan, sondern nur meine eigene
innere Befindlichkeit erläutert hatte.

Und die Menschheit bietet da ungeheure
Varianten: Im Iran wird die Ehebrecherin gesteinigt, auf bestimmten Inseln
Polynesiens und bei manchen Inuit-Stämmen ist Sex mit Gästen eine Frage der
Gastfreundschaft, so ähnlich, wie bei uns jemanden zum Essen einladen.
Ach, was hatten die Alten uns da doch voraus, ein römisches Bacchanal, ein griechisches
Symposion, eine ägyptische Orgie wären wir nicht zu feiern imstande…