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Als Anhänger schöner Begräbnisstätten gewinne ich immer wieder den Eindruck, daß jeder Friedhof seine eigene Allegorie auf den Tod bereithält.
Der Gevatter Tod als muffiger Hausmeister mit Schnapsfahne zwischen Einfamilien- und Reihenhausgräbern an einem langweiligen Ort, als mythenumrankter Local Hero und gefürchteter Widersacher unsichtbar präsent auf wunderschönen halbverfallenen Inselfriedhöfen zwischen den Seemannsgräbern der Walfänger, als schriller, klappernder Sensenmann Hüter barocker Berühmtheiten wie des Nürnberger Johannisfriedhofs, mit höflicher Gleichgültigkeit abwesend auf manchem Friedhof der Namenlosen.
(Mein Lieblingstod, vermute ich, ist der alte Kiezbewohner von gegenüber, den die Wende in ihrer Eile vergessen hat, und chillt auf dem halbleeren kleinen Friedhof direkt vor meiner Haustür, inmitten von Stätten der abendlichen Lustbarkeit.)