REPLY:

Ach nein, Herr Karohemd , unzufrieden bin ich eigentlich nicht. Klar, hier oder da, da könnte einem das Leben mehr oder anderes in den Schoß werfen, aber natürlich möchte ich letztlich nicht jemand anders sein: Die Existenz, die ich führe, habe ich mir ja nicht umsonst genauso und nicht anders zurechtgezimmert. Würde ich vor die Wahl gestellt, ich würde kein anderes Leben führen wollen, und abgesehen von Marginalien eigentlich nichts ändern wollen. Da spielt mehr so eine Neugier mit, die mich oft überfällt, wenn ich mit anderen Leuten spreche oder sie sehe, wie es wohl ist und sich anfühlt, das fremde Leben.

Dass man, Herr Moccalover,sich überhaupt so viel vorstellen kann, und überhaupt imstande ist, zu imaginieren, wie es wohl sein könnte, ein Stein zu sein, der auf dem Meeresboden herumrollt oder eine Giraffe oder ein Tankwart in Texas, sollte einen vielleicht fröhlich stimmen, besitzt man aufgrund seines Mensch-Seins ja so die Fähigkeit, zumindest schwach und näherungshalber die ganzen Existenzen zu fühlen, die man nicht leben kann. Nur dies eine Leben zu haben, das unwiderruflich von Entscheidungen und Zufällen geprägt ist, denen wir nicht entkommen können, lässt eben eine tiefe Neugierde unbefriedigt, die eben da ist, ohne die es vermutlich weder die Literatur geben kann, noch den Film noch andere Künste, die unsere anderen Möglichkeiten abbilden, die in den Falten der eigenen Seele schlafen.