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Jawoll, Frau Modeste, genau der bin ich! [Die Ringe funkeln und klimpern…] Zu schade, dass sich Ihre Kollegin nicht traute, mich zu einem Kaffee einzuladen. Sie ahnen ja, wie bestechlich ich bei Aussicht auf einen Mokka werde! Sie hätte das schon hingekriegt, obgleich ich mich mit Vorzug mit weiblichen Parteien lieber noch als mit deren Vertreterinnen einlasse. Und übrigens: Natürlich sind sämtliche meiner fünfzehn Ringe Eheringe. Die meisten allerdings zeugen von Vergangenem, nur drei (eine in Deutschland und zwei in Nahost) sind gewissermassen aktuell. Aber das hätte Ihre Kollegin doch nicht abschrecken müssen!

Nun, Sie werden es bemerkt haben: Mit all diesen schweren Ringen an den Fingern kann ein Mensch keine Tastatur bedienen und ergo auch nicht bloggen. Ich habe mich zu fest von Ihrem neuerlichen Träumer-Beitrag inspirieren lassen. Ich kenne diesen edlen Glassteinringmagistraten nicht, bin also nicht er. Aber ich habe mich heute Nachmittag ob Ihrer Beschreibung dreimal um den Bürotisch gewickelt vor Lachen!

In Wahrheit arbeite ich auf der Fachberatungsstelle für Gleichstellungsfragen der städtischen Bauverwaltung, Abt. Formularbeschwerden. Ich habe keine Glassteinringe, dafür aber lasse ich meinen Autoschlüssel mit dem unverkennbaren, dicken Logo immer schön sichtbar auf dem Schreibtisch liegen, was auch ganz effizient ist. – Wie, Sie glauben mir nicht? Ihnen kann man nicht so schnell was vormachen, was? Nun ja, eigentlich ist es ja geheim, aber ich bin Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers und arbeite an der Regierungserklärung der grossen Koalition.

Schluss mit Flachsen, sagen Sie? Kommen Sie, die Wahrheit interessiert doch keinen!

Ja, ich bin vom Fach, aber noch nicht so weit, dass meine Position alleine mir schon Einladungen von irgendwem einbrächte (und das ist auch nicht mein Ziel). Ich bin – wie sagt man das bei Ihnen? Referendar? – Praktikant mit Fernblick auf das Anwaltsticket. Zurzeit an einem erstinstanzlichen Gericht weit draussen auf dem Lande.

Und: Hausmusik wäre als Beschreibung nun wirklich zu hoch gegriffen. Lebensfreude und Spontaneität sind da viel treffender. Einer meiner Mitbewohner spielt leidlich Gitarre, und dann ist es jedes Mal ungefähr dasselbe Repertoire, das wir (jeweils zu später Stunde) meist lautstark, aber auch mal zärtelnd, abklappern: Ein bisschen Beatles, ein paar lokale Mundartgruppen und vor allem der Übervater der Berner Mundartszene: Mani Matter . Und unser momentanes Lieblingslied: Buenos Tardes, Amigo von Ween.