REPLY:

Fakt ist aber schlicht und einfach, dass die Conditio Humana zumindest mir so egal ist wie kaum etwas anderes.
Genau das meinte ich eben mit der Aussage, daß uns diese Menschen von damals mit ihrem Idealismus und ihren Utopien völlig fremd sind.

Und es geht auch nicht um Neid auf die blonden Blauäugigen – ich bin auch gerne die, die ich bin, wenn möglich ein paar Pfund leichter 😉 – sondern um die Sehnsucht, jemand anders zu sein, dazuzugehören – die Sehnsucht nach der blonden Inge Holm aus der Raucherecke im Schulhof, vielleicht um verschwendete Jahre, die man deswegen nicht wirklich gelebt, sondern unproduktiverweise damit verbracht hat, nur auf die anderen, vermeintlich Glücklichen zu schielen, und mit sich und der Welt zu hadern — nur damit am Ende die Hölle, der Fluch, die Nemesis in Gestalt einer Magdalena Vermehren über einen hereinbricht, die den Anschein hat, alle Inge Holms der Welt zu toppen, und einen an alle biographischen Sünden auf einmal erinnert. (Und wie man sich dann auch schreiend, getroffen winden mag – auch das geht vorbei. Aber worauf wollte ich jetzt hinaus?)

Und noch was. Literatur nährt sich vom Weltgeschehen, nährt sich von der Conditio humana. Was ist die Literatur ohne ihr Substrat (wert)? Nicht viel mehr als belanglos amüsant und schwatzhaft?