Kommentar-Kommentar-Kommentar.

Im Idealfall wird der Leser mit seinem Kommentar den ganzen Artikel in seiner Gesamtheit aufgreifen, und einen eigenen Beitrag bzw. eine Meinung dazu äußern. Dabei wird es für den Verfasser des Artikels meist schön sein, wenn der Kommentar sowohl Thema als auch Stimmung des Verfassers trifft, und etwas gemeinsames herausarbeitet, damit die Stimmung des Artikels fortdauern kann. Einfach nur zuzustimmen oder zu loben, was die meisten Kommentatoren tun, finde ich selbst ausgesprochen langweilig – es ist dem Unterhaltungswert des Artikels, zu dem die Kommentare dazugehören, weil zugelassen, eher abträglich.

Daher müsste es auch möglich und zulässig sein, dass ein Kommentator sich ein für in seine Stimmung gerade passendes Stück, Teilthema oder Detail herausgreift, assoziiert und kommentiert, vielleicht noch ein eigenes Gefühl hinzufügt und ausdrückt – denn ums Gefühle ausdrücken geht es meistens, insbesondere in Modestes Blog, den ich besonders ins Herz geschlossen habe. Wenn dabei ein sehr kurzer Kommentar mit einer eigenen Information oder Wendung herauskommt, kann das für einen Teil der Leser sogar witzig sein, oder für einen Teil der Leser den eigentlichen Artikel ergänzen. Insbesondere für die Leser, die denken, dass zu geistreicher Melancholie auch in Maßen pointierte Bemerkungen dieser Art passen können. Die Melancholie lebt manchmal von der Missachtung anderer.

Überhaupt nicht zu dulden ist demgegenüber meiner Auffassung nach ein besserwisserischer Kommentar, der sich über einen anderen Kommentar aufregt, ohne ihn verstehen zu wollen, und damit die Stimmung des Artikels komplett zerstört, weil er in selbstsüchtiger Manier die gesamte Aufmerksamkeit auf sich selbst lenkt. Solche Effekthascherei trägt zum eigentlichen Ausgangspunkt des Autors überhaupt nichts bei. Die unterschwellige Unterstellung, man würde nur kommentieren um des Kommentierens Willen, ist boshaft und Bildzeitungsniveau. Genau das tut nämlich der sich aufregende Kommentar. Ferner lässt es keine fremden Gefühle oder Einstellungen gelten. Genau mit dieser Zucht- und Ordnungseinstellung, alles auf eine Linie, sind wir ja in den 30er, 40er Jahren schon einmal gut gefahren, nicht wahr?