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@modeste: Die von Ihnen gewählten Topoi schaffen es doch immer wieder, mich zu überraschen. Chapeau!

@don: Wie die lichte, frohe und geistvolle Antike in ein dunkles Zeitalter kippen konnte, dasbleibt in der Tat eines der spannendsten historischen Rätsel für mich.

Auch auf die Gefahr, mich mit dieser Feststellung auf Glatteis zu begeben: Da waren ja nicht nur die Germanen von Norden her, sondern auch eine kleine sehr unruhige Provinz im Südosten des römisches Reiches, die sich der kulturellen Hegemonie der geistvollen griechisch-römischen Antike ums Verrecken nicht beugen wollte.

Und allen späteren Abspaltungen und Antagonismen zum Trotz war der Zimmermannssohn ein Produkt ebenjener auf Apokalypse, Auserwähltheit und Abgrenzung versessenen Kultur. Diese ganze Zeloten-, Essener-, Pharisäer- und Christen-Mischpoke (darf man das so sagen?) wollte vom Geist der Antike doch überhaupt nichts wissen. Die Versuche, ein griechisches Gymnasium in Israel zu etablieren, wurden ja bereits von den Makkabäern mit Feuer und Schwert bekämpft. Also ziemlich schwierig, die Guten und die Schlechten in jener Epoche eindeutig zu klassifizieren.

Ich denke, wäre es nicht das Christentum gewesen, dann wäre halt stattdessen der Mithras-Kult oder irgendeine hybride Form von Horus-Erlöserkult Weltreligion geworden. Es muss wohl ein grundlegendes Bedürfnis gegeben haben nach Verdunkelung in jenen Zeiten…