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Der Turm stürzt ein, Hallelujah!

Na ja, zumindest war Augustinus nach seiner Bekehrung der
Frauenhasser par excellence, einer, der die manichäische
Fleischesverachtung in ihrer radikalen Form erst für das Christentum
kanonisierte. Ich liebe ja was-wäre-wenn-Szenarien: Vor Konstantin
fuhren das Christentum und der Mithras-Kult ein Kopf an Kopf-Rennen.
Was wäre, wenn Letzterer sich durchgesetzt hätte? Stiergehörne statt
Kruzifixe an den Wänden bayerischer Amtsstuben, Stierkämpfe als Gottesdienst
in unterirdischen Arenen und keine christliche Sexualmoral, sondern
fröhliches Durch-die-Gegend-<zensiert>.
@mark: Die Strukturen von Degenerationsepochen am Ende hoher Kulturen
ähneln sich meistens. Die Spätantike wiederholte Muster der pharaonischen Spätzeit;
in Zeiten, in denen Pharaonenmumien verkauft wurden, statt als Gottheiten verehrt,
und wo es Mumienfälscher gab, die an diesem Geschäft profitieren wollten, da war man
einfach reif für die Eroberung durch die Sadisten aus dem Nordosten (Assyrien) und
die religiösen Fanatiker aus dem Lande, wo der Pathologe gerade weilt (Kusch). Um
die Fremdherrschaften abzuschütteln, brauchte man bereits fremde Hilfe, die eines ganz
jungen Volkes, der Griechen. Als die Perser kamen, gab es nichts von der alten Welt, das
sich ihrer puren Zahl, ihrer militärischen Stärke, ihrer rationalen Effizienz entgegenstellen
konnte. Der alte Buddha lebte in einer in ihrem eigenen Überdruss erstickenden alten
Zivilisation, die längst sturmreif war für den klirrenden Stiefeltritt und Hufschlag der
Heerscharen Tschandraguptas.
Konfuzius lebte in einer Zeit der Konfuzion, nein Konfusion am Vorabend der
totalitären Gewaltherrschaft Chin Chi Huangtis, seine Lehre rettete die Prinzipien einer
Welt, die zu seinen Lebzeiten bereits in Agonie lag, in künftige Welten hinüber.

Die italienische Renaissance erlebte ihren Höhepunkt,
als nicht mehr die ehrwürdigen Famiglias, sondern die Kriegsschiffe der Portugiesen
und Spanier, bald die Piratenschiffe der Engländer und Holländer das europäische Geschehen
bestimmten und in ein Weltgeschehen verwandelten. Das British Empire hatte seine
goldenste Phase, als es in den Kolonien gewaltig krachte und als die Teutonenflotte sich
anschickte, die Götterdämmerung herbeizuführen. Und in genau dieser Zeit schrieben
Wild, Shaw, Poe, Joyce.

Wer weiß denn, ob unsere Zeit nicht künftigen Jahrhunderten als das Dahindämmern
des Spätkapitalismus kurz vor der großen Explosion gelten wird?