Der Vollständigkeit halber seien an diese Betrachtung einige Bemerkungen und persönliche Kommentare beigefügt:

1. Zur Vollständigkeit: Über diese Todessehnsuchtsgeschichte und Darstellung sei nochmals hervorgehoben, wie stark es sich vor allem um ein Beklagen um den eigenen nahen Tode handelt. Der gute Herr Schubert war zum Zeitpunkt der Komposition bereits stark an Syphillis erkannt und schaute dem sicheren Tode ins Auge. Insofern handelt es sich hierbei auch um eine letzte Ode an sich selbst. Außerdem war er kurz vorher bei Kollege Beethovens Begräbnis, was auch nicht ganz spurlos an ihm vorüberging. Interessant ist dabei dann dennoch die Häufigkeit der Lieder in Dur, wie bereits oben kurz angesprochen.

2. Ich persönlich halte die Interpretation von Frau Fassbaender für eine der affektiertesten, nervtötendsten, an der Musik am meisten vorbeigehensten und kurz schlechtesten Einspielungen überhaupt (live habe ich sie nie gehört). Wenn wir hier schon von Winterreise reden, ist es natürlich sträflich, Herrn Fischer-Dieskau mit keinem Worte zu erwähnen. Und übrigens auch mit ihm einhergehend die brilliante Interpretation des Klavierparts von Herrn Demus.

3. Zu dem Kommentar bezüglich des Dichters: Es ist offenbar dringende Voraussetzung für ein Kunstlied, daß der Text an sich etwas trivial ist. Nahezu alle Kunstlieder, wo litararisch anspruchsvolle Texte vertont wurden, sind musikalisch mäßig prickelnd (der Erlkönig und Mondnacht sind eigentlich die einzig positiven Beispiele, die mir dazu einfallen). Vielleicht ist es einfach so, daß man etwas Vollkommenem nicht noch einen draufsetzen kann.

Über die Winterreise könnte man noch weitere Romane schreiben (was ja auch schon getan wurde), aber dafür ist der Platz hier wohl zu beschränkt 🙂