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Wehe & Ment

Stimmt, da habe ich den Satz falsch zugeordnet (mal besser lesen lernen, predige ich doch immer selbst). Aber für mich sind auch 28jährige noch junge Leute. Mit 28 könnte man allerdings weniger naiv sein.

„Unumgänglich“ ist mir zur schicksalsergeben, werte Frau Modeste. Wenn z.B. eine Firma wie S*emens 2001 ungefähr 2 Mrd. Gewinn macht und zum Dank 7000 Stellen abbaut, dann halte ich das für alles andere als „unumgänglich“. Auch die immer wieder beschworene „Globalisierung“ ist ja nicht in Form von Steintafeln vom Berg Sinai heruntergekommen – sondern ist von den ihr Bedauern nun so mildtätig verteilenden Konzernen ausdrücklich so gewollt. Wer aber was will, soll die Konsequenzen laut und deutlich verkünden und sich nicht hinter abstrakten Begriffen oder angeblichen „Unumgänglichkeiten“ verschanzen. Es geht immer auch anders.

Ich habe in unserer kleinen Fabrik auch schon einige „Berater“ erlebt und solche „Ihr seid alle entlassen“-Versammlungen. Es ist immer wieder erbärmlich.

Was auffällt: Es sind häufig (junge) Menschen, die im Zuge ihrer Ausbildung und in ihrer sozial meist friedlichen, güldenen Kindheit die Vorzüge genau der „alten“ Republik und des „alten“ Wirtschaftssystems genossen haben, die sie nun so verachten. Da werden 100 Jahren Gewerkschaftsarbeit und zähes Ringen um Arbeitnehmerrechte mal eben in den Mülleimer entsorgt. Das ist so jugendliches Omnipotenzgehabe, das spätestens dann verblasst, wenn man selbst mal Hilfe braucht.

Ich habe natürlich leicht reden, denn ich stelle nur Tand her und muß keine Leute entlassen. Dennoch finde ich es befremdlich, daß Ihr Bekannter sich so als Opfer darstellt („so beschmutzt gefühlt“) und seine eigene Rolle nicht reflektiert.