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Natürlich, Herr Kid, ist ein Berater Vollstrecker von Entscheidungen, die sich weniger am Wohl der Mitarbeiter als an den Renditezielen des Unternehmens orientieren, und insofern haben Sie recht: Unumgänglich ist manche Entscheidung zulasten der Beschäftigungsverhältnisse sicherlich nicht. Nicht übersehen darf man meines Ermessens aber auch, dass nicht nur die Mitarbeiter Getriebene sind, sodern zumeist auch die Entscheidungsträger, denen die Investoren im Nacken sitzen, und die selber auch keinen sicheren Job haben, nur einen besser bezahlten.

Ob Sie den Jahrgängen der Siebziger und Achtziger Jahre gerecht werden, wenn Sie sie sozusagen unter die „undankbaren Kinder der Goldenen Jahre“ ablegen, weiß ich nicht so ganz. Die meisten der Wohltaten der alten Bundesrepublik werden von diesen Jahrgängen zwar noch bezahlt, sie werden aber keine Leistungen mehr erhalten. Ein guter Teil dieser Jahrgänge hat in sein Studium mehr Aufwand gesteckt als alle Jahrgänge vorher, hier ein Praktikum und da ein Auslandssemester, bloß nicht zu lange studieren, früh in den Job und sehr, sehr viel arbeiten. Über eine Vierzigstundenwoche können die meisten dieser sehr gut qualifizierten Absolvente nur lachen, und die wenigsten arbeiten soviel, weil sie besonders ehrgeizig wären. Ihre Verträge sind kurzfristig, aus dem Urlaub hat man schon manchen regelmäßig per Telephon geholt, und in dem Moment, in dem sie zu alt werden oder zu unflexibel (Kinder!) oder störrisch, sind sie den Job los, den sie machen. Die Gewerkschaft hat sich weder um diese Jobs noch um die Dauerpraktikanten mit Diplom jemals gekümmert, deren Klientel sind die fünfzigjährigen Facharbeiter.

Es scheint mir, Sie verlangen viel von Absolventen, die wenig Alternativen zu den Jobs haben, die sie machen, zumal ich mir vorstelle, dass die meisten der Jungs vom Beratungswesen doch ein konstruktiveres Bild haben als offenbar die meisten Leser hier. Ich mag mich da nicht positionieren, aber beneidenswert scheint mir keine der beiden Positionen: Weder vor noch hinter dem Tisch.