Hier fehlt ein Flaschengeist
Das ist mir – zu melancholisch, zu düster, zu zerfressen von irgendwas, was ich lieber nicht wissen will. Ich hab mal kurz via iTunes in die Musik hineingehört … passt. In der beschriebenen Umgebung stelle ich mir genau so ein verstimmtes Klavier vor.
Wenn so ein Klavier in meinem Haus stünde, dann stünde darauf eine Flasche mit einem Geist. Und falls so ein Etwas mich dann zum Tanzen aufforderte, bräuchte ich dabei nur ganz versehentlich gegen die Flasche zu stoßen (das merkt das Scheusal nicht) – und dann käm der Geist und würde von Bach den Schlußsatz vom 4. Brandenburgischen spielen, und zwar laut und lärmend.
Und schon bei den ersten beiden Viertelnoten im Cello würde sich das Scheusal von mir abwenden und sich unsicher umdrehen, dann geht – immer noch im Cello – der Tanz los, und kaum dass sich das Untier darauf eingelassen hat, fegen ihm die Violen eins über den Pelz, genau dieselbe Methode, erst zwei Schläge mit den Vierteln, dann ein kurzes Intermezzo papapaaa papapaaa und dann die kleinen Dolchstöße mit den Achteln, dann die zweiten Geigen genau das gleiche, dann die ersten Geigen, aber das – und das weiß das Scheusal nicht – sind ja noch gar nicht die wahren Gegner, das waren erst die Provokateure, die den Stier wild machen sollen, denn nach 22 Takten treten die beiden Helden in Gestalt zweier strahlender Altblockflöten auf den Plan – und die zwingen ihn mit ihren Silberklingen zu Boden, denn sie tanzen nicht mit ihm, sondern auf ihm, bis ihm die Zunge aus dem pfeifenden Halse hängt.
Und ich, ich setze mich in meinen Büchersessel und schau es mir in Ruhe an. Vielleicht guck ich auch anschließend noch die Tagesschau, wer weiß.