So rein ästhetisch, Herr Wallhalladada, hätte ich ja mehr übrig für Wachskerzen und Prozessionen, in Stein gehauene Heiligenbilder und Reliquien, für die ich ja eine besondere Schwäche habe. Mit Religion hat das aber für mein Empfinden nicht viel zu tun, die äußert sich nur in Momenten, in Blitzen, die einschlagen und vorübergehen. Schade eigentlich. Und vielleicht übertönt das Rauschen der Tage die Erkenntnis, dass etwas immer vorhanden sei, Herr Mayer. Für mich ist es selten spürbar, so selten, dass ich die seltenen Momente flugs ins Blog schreiben muss, um sie aufzubewahren.
Und mein Religionsunterricht war eigentlich ganz gut, Herr Sokrates, und befähigt mich immerhin, zu erkennen, welchen Heiligen ich gerade vor mir habe, was in der Bibel steht, und was man davon zu halten hat. Meine Bibelexegese war, obwohl schon damals konfessionslos, die klassenbeste. Ein seltenes Erlebnis in meiner Schullaufbahn.
Und ist, Herr Reuter, nicht – vielleicht glücklicherweise – jeder Gott unbekannt?