Oh, Frau Modeste,

mir steht es nicht an, Ihren Religionsunterricht – völlig unbekannterweise – in seiner Qualität in Zweifel zu ziehen. Meine vielleicht allzu kurze Bemerkung bezog sich auf die Äußerung von Herrn Mayer, der die Deutungen seines (?) Unterrichts den Erfahrungen eines „religiösen Anfalls“ gegenüberstellte und dabei – wenn ich es recht verstand – zu einer negativen Wertung des Unterrichts kam; vielleicht verstand ich das auch falsch.

„Religiöse Anfälle“, wie Sie dies beschreiben, befallen uns ja vielleicht alle ab und an, zumindest viele von uns. Ein guter Unterricht – so meine ich – sollte dazu beitragen, diese Erfahrungen hochzuschätzen und in aller Freiheit Deutungshilfen an die Hand zu geben. Dass solches nicht immer gelingt, scheint in der Natur der Sache, sprich der Schule zu liegen. Bei mir waren es sowohl das personale als auch das inhaltliche Angebot der Schule, das mir die Zugänge zur Musik und Literatur eher ver- als aufschloß. So mag es anderen auch im Religionsunterricht gehen. Nicht Ihnen offenbar; und das ist schön.

Die des weiteren durch Herrn Reuter in die Diskussion geworfene Frage, inwieweit uns (der) Gott bzw. die Götter (?) bekannt oder unbekannt sind, ist natürlich eine höchst interessante und seit mindestens 2500 Jahren diskutierte Frage. Ich meine: Wenn viele Menschen nicht auf der einen Seite davon ausgingen, dass (der?) Gott uns grundsätzlich unbekannt – weil der Welt jenseitig – sei, würden zumindest die sog. monotheistischen Religionen nicht von eigens ergehenden „Offenbarungen“ dieses Gottes sprechen. Andererseits macht gerade die Rede von solchen „Offenbarungen“, die es ja nicht nur in den etablierten Religionen gibt, deutlich, dass wir Menschen – zumindest teilweise – doch davon ausgehen, einen irgendwie gearteten Zugang und dann vielleicht sogar eine entsprechende Kenntnis von diesem oder jenem Gott bzw. Göttlichem zu haben. Oh, ist das spannend!