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Lichter …
Ja, liebe Frau Modeste, dieser Charakterisierung von Hesses Werken stimme ich durchaus zu. Was mich daran interessiert, ist auch nicht der in sich abgeschlossene Roman, sondern die archetypischen Beziehungen, die er beschreibt. Kein reales Leben ist wie das des Josef Knecht oder des Pater Narziß – aber es gibt Vieles, was diese Romanleben holzschnittartig nachzeichnen. Für mich sind diese Romane nicht Beschreibungen einer Realität, sondern eher wie Lichter, die woanders angezündet werden und dann Dinge beleuchten, die schon da waren, die ich aber noch nie – oder immer mit einem anderen Schattenwurf – gesehen habe.
Da sehe ich einen schönen Auftrag für Literatur: ich will vom Autor keine vollausgeleuchtete Bühne vor die Nase gesetzt bekommen. Ich will, dass er ein paar Laternen anmacht und mich dann selbst schauen läßt.
Das gibt’s auch heute noch. Zuletzt las ich – leider kein Deutscher – von Ludovic Roubaudi „Der Hund von Balard“ (http://www.schirmer-graf.de/index/roubaudi_04_01.html). Was der für ein Licht angezündet hat? Leben ohne Kranken- und Rentenversicherung vielleicht, ist möglich. Jedenfalls hab ich innerlich die ganze Zeit gelacht.