… Jahre später stoße ich zufällig per arboretum auf Ihr Pamphlet, dem auch ich widersprechen möchte: Warum „mies“? Sie meinten sicherlich „mittelmäßig“ und hätten damit weitgehend Recht. Aber „mies“? Das passt eher auf Jünger oder Benn, obwohl sie großartig schrieben. Allerdings erschöpft sich in der literarischen Größe, um die es Ihnen zu gehen scheint, nicht der Sinn und Gebrauchswert von Literatur. Ich jedenfalls lese nicht ständig Büchner oder Brecht, diese Ausnahmetalente, die eben nur alle hundert Jahre mal vorkommen und an denen man einen normalsterblichen Schriftsteller nicht messen darf. Manchmal lese ich lieber Böll, weil er Fragen meines Alltags berührt (jedenfalls in seinen kurzen Erzählungen) und klar und anständig verhandelt. Auch ein Buch von Handke hab ich schon gelesen („Versuch über die Jukebox“), ebenfalls keine große Literatur, aber äußerst genussreich (wie ein Kommentator hier schon anmerkte), und manchmal will man eben einfach Spaß haben beim Lesen, das braucht man auch mal.
Und überhaupt: Wieso loben Sie dann „Faserland“? Das ist doch ehrlich gesagt, nichts anderes, als was Handke schreibt: mit leichter Hand hingeworfene Plauderei mit sicherem Gespür für Atmosphäre und Zeitgeist. Da ist Wilhelm Raabe aber wirklich eine andere Klasse, jedenfalls in seinem Spätwerk! Haben Sie mal „Die Akten des Vogelsangs“ oder „Hastenbeck“ gelesen oder „Stopfkuchen“? Also bitte keine vorschnellen Pauschalurteile über ältere Autoren, nur weil sie von der Gegenwart vergessen wurden!
.. ich glaube ja, dass die Bonner Republik besser war als Ihr Ruf. Man wird sich noch nach ihr zurücksehnen. So wie ich nach Wilhelm Raabe.