Klassischer Stil, solide gemacht, nicht dieser krampfige Tiefsinn der aktuellen literarischen Jungmänner und Jungmänninnen. (Wieso schreibt es mir über den Kasten hinaus??)
Großstädte erscheinen widerspüchlich, da sie es sind: die Zusammenballung des größten Schwachsinns und der höchsten Kultur. Walter Benjamin hat das in „Paris, die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts“ einfangen wollen. Die Stadt war größer als selbst er; das Passagenwerk blieb unvollendet.
Man kann auf die Seite ‚Schwachsinn‘ abheben und die große Stadt bashen. Das geht immer; die Übel die sie produziert, liefern genug Stoff.
Nun kann auch das Landleben ungesund sein. Die Region, in der ich wohne, umfaßt eine Ecke, in der vor Zeiten die „Tatort“-Folge „Tod im Hächsler“ spielte. Die Empörung kannte keine Grenzen. Land und Leute seien verleumdet und schwerstbeleidigt. So sei das nicht gemeint gewesen, beteuerte der Sender, irgendwo müsse so ein „Tatort“ doch spielen, alles Fiktion.
Wer die Gegend aber kennt, wußte, daß es dort genau so ist. Der Film war, was die Atmosphäre betrifft, in der die Seele stirbt, dokumentarisch. Zwei Jahre später gab es dort einen Mord, der dem im Film aufs Haar glich.
Doch damit nicht genug. Es gibt ein idyllisch gelegenes Dorf, dessen Einwohnerschaft aus zwei Großfamilien besteht. Die Besonderheit: Sie sind bewaffnet, und Meinungsverschiedenheiten werden per Shoot-out mittags auf der Straße ausgetragen. Die Polizei traut sich dort nur noch in Mannschaftsstärke hin, denn wenn sie kommen, wird auf sie geschossen, von beiden Clans.
Das Problem kriegt man seit Jahrzehnten nicht in den Griff. Leserbriefschreiber forderten schon, eine Mauer drumherum zu bauen.
Soviel zum Leben und Sterben im ländlichen Raum.