Erstaunlich

Sehr gut geschrieben, liebe Modeste! Ihre Form- und Fabulierkunst ist einfach schön zu lesen.

Wenn ich ein wenig über diese Typologisierung nachdenke – solche Männer in Reinform gibt’s ja nur selten -, dann sagt das doch eher was über die Damen um die dreißig aus als über die Männer, die sich nach kurzem Intermezzo die Schultern straff ziehen und nasgerümpft von dannen eilen. Die Damen um die dreißig also, die alle Typen in den unterschiedlichsten Kombinationen schon hatten, teils mehrfach hintereinander, teils abwechselnd, um sich mit dem einen vom anderen zu erholen.

Nun sitzt sie da, etwas überreif und den bislang erfolgreich bekämpften Kinderwunsch langsam abschreibend, hat alles schon gehabt, alles schon probiert, ist erwählt worden, hat erwählt, ist ersetzt worden und hat ersetzt – und kann aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrungen eine fundierte Grundtypologie auf 4 Exemplare zurückführen, die alle nicht gehen.

Durch den Paravent der Großstadtwelt, die ich hier immer mal wieder amüsiert auf mich einwirken lasse, quillt doch auch immer wieder eine große Einsamkeit und Lebensuntüchtigkeit, die für sich längst festgestellt hat, dass das Leben der anderen dafür verantwortlich ist, dass das eigene nicht rundläuft. Trotz des Trubels kommt immer wieder diese schwarzsüchtige Grundtraurigkeit über andauernd verpaßte Gelegenheiten durch, die an einem vorbeigeeilt sind wie Chairos: Haare, Bart und Mantel nach vorn, weil man ihn nur entgegenkomend fassen kann, nie abwartend.

Hm. Aber das hier ist ja ein Blog, das erheiternd feuilletonieren soll, nichts sonst. Lassen wir’s dabei und interpretieren nicht rum, das bringt nichts. Das Leben geht weiter (vorbei, weil man immer weiß, was nicht geht).