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Ja, Don, da hast Du sicher recht. Insofern hat es natürlich eine Wirkung auf das Bild, das eine Gesellschaft von sich selbst hat, wenn Blogs von vergeblicher Arbeitssuche trotz hoher Qualifikation erzählen, von dem Spießrutenlauf, im kurzen Rock an einer türkischen Sportbar vorbeizulaufen, und von den kaugummikauenden, blondierten Mädchen, die erkennbar vor Ende ihrer Schulpflicht ihre Kinderwagen zwischen den Kleiderständern von H&M hindurchzwängen.

Dies alles aber hat für mein Leben – wie für das Leben der meisten Leute – keine besondere Bedeutung. Dass es arm und reich gibt, „neu hier“ und „immer schon da“, dreiste Macher und skrupulöse Prediger, das finde ich völlig normal und nicht weiter skandalös. Ab und zu ist es ganz amüsant.

Man mag mal mehr und mal weniger einverstanden sein mit der Handhabung der öffentlichen Angelegenheiten, aber einen Vorrang des Öffentlichen vor dem ganz und gar Privaten mag ich nicht anerkennen. es ist mir nicht nachvollziehbar, warum es vorzugswürdig sein soll, sich diesen Dingen mehr zu widmen als den Dingen, die tatsächlich mein Leben ausmachen. Die Welt besteht nicht von vorn bis hinten aus Problemen, die man lösen sollte oder kann, sondern aus lauter Dingen, deren Betrachtung und Beschreibung sich selber genügt. Man schreibt ja nicht, um zu verändern, sondern um zu schreiben. Ich denke, das reicht.