Ja, dieses „Da-wo-du-nicht-bist-ist-das-Glück“-Gefühl, Herr Mann², ist selbstverständlich nicht ortsgebunden – das wäre ja auch zu paradox. Und zu einfach. Da hinter jener Tür, wo laut Einwohnermeldeamt die Sehnsüchte wohnen, aber bekanntlich nichts einfach ist, mögen sowohl Sie, Herr Wallhalladada, als auch Herr Che, alle beide recht haben – wobei sich Ihre Aussagen, wenn ich’s recht überlege, gegenseitig ja auch nur dann ausschließen, wenn man den fürwahr seltenen Fall der Trepanation in seine Überlegungen einbezieht, und wer geht schon hin und tut dergleichen.

Das es wenige Nächte und Jahre sind, die unser Lebensgefühl prägen, Frau Kitty und Herr (?) Hochzusammengesetzt, ist vielleicht ganz gut so. Man stelle sich einmal vor, es wären die Alltage, die unsere Selbstwahrnehmung prägen – dieses „Aufstehen-Arbeiten-noch ein Glas Wein um die Ecke-zu Bett“-Tage. Wahrscheinlich hinge man sich auf. Wenn ich einen Film über die Lageweile drehen würde, würde er selbstverständlich mit einem spektakulären Suizid enden, was natürlich die Frage aufwirft, Herr Wagner, wie denn der von Ihnen angesprochene Film endet. Die Wahrnehmung, Monsieur Des Esseintes, früher habe man sich weniger gelangweilt, teile ich zwar, schreibe sie aber einer Erinnerungsfehlsteuerung zu, da man sich an die langweiligen Abende vielleicht schlicht nicht zu erinnern pflegt. Möglicherweise ist aber auch dieser Erklärungsansatz nur eine gnädige Selbsttäuschung, mit der man sich über die Frustration des Alters hinwegzutäuschen versucht. Immerhin hatten die Nächte von vor zehn Jahren den ganzen Charme des Anfangs, der ersten Male, von denen man noch nicht wusste, das ihre Flughöhe nicht mehr überboten werden würde.

Und vielen Dank, Herr Tradem.