„Verkenne dich selbst!“,

so nannte ein gewisser Herr A. Schmidt einen Essay
über einen Dichter namens Klopstock.
Dieser war der festen Überzeugung,
ein großes episches Genie zu sein. Obendrein pflog er
dem Wahn, die historische Situation seines Landstriches
bedürfe dringend eines, tschuldigung, identitätsstiftenden,
monumentalen Versepos‘, das den verwirrten Seelen
seiner Zeitgenossen Stärkung und Labsal spende.

Nach Meinung des Herrn A.S. handelte es sich bei Klopstock
zwar durchaus um einen großen Meister – allerdings, der „kleinen“ Form.

Anders als Ihre Freundin M. war der Dichter
kein schweigsamer Mensch, sondern lebhafter
Verkünder der national-literarischen Großtat.
So folgte eine tatsächlich jahrzehntelange Tortur der Arbeit
am opus magnum, die nicht zuletzt K’s Gesundheit ruinierte.
Am schlimmen Ende dieses langen Lebens stand
ein obsolet gewordenes, kaum gelesenes
(und wohl auch ziemlich unlesbares) Versgebirge –
und eine kleine Handvoll wunderschöner Gedichte.