Ich habe, Herr Wallhallada, meine argen Zweifel, ob der größere Teil der Gegenwartsliteratur einen Zugewinn in der Darstellung innerer Tatsachen durch die Aufgabe der Beschriebung der äußeren Welt generiert hat. Zumindest derjenige Teil der Literatur, der sich als ausgesprochene Kunstprosa sieht, beschreibt ein Seelenleben, das glücklicherweise niemand, den ich kenne, durch die Gegend trägt.

Dass auch das bildliche Alltagsleben schlecht dokumentiert ist, mag, Frau E-ality, durchaus so sein. Es stimmt schon: Der Alltag erscheint den meisten Menschen wohl als zu grau, um aufbewahrt zu werden, und auch das mag ein etwas alarmierendes Zeichen sein in einer Welt, die doch reicher an Annehmlichkeiten für mehr Menschen sein dürfte als jede Kultur zuvor. Vielleicht ist tatsächlich dieser etwas dümmlich erscheinende Überdruss am „normalen“ Leben die Ursache für ihr Verschwinden in der Literatur, Frau Kittykoma. Indes ist auch der Exotismus ja nicht neu.

Von den von Ihnen, Frau La-Mamma, erwähnten Autoren, kenne ich tatsächlich nur Becker und die Frau Maron, die mir indes beide nicht recht zusagen. Allerdings schreibt zumindest Becker tatsächlich entlang einer zumindest vorstellbaren Welt. Vielleicht ist es das, was fehlt: Die sinnlicher Erfahrbarkeit von Literatur.

Sehr amüsant, Herr Atkins, finde ich ja, dass Autoren, die Ihnen offenbar als ziemlich realitätsnah erscheinen, mich nie besonders gereizt haben (vgl. hier), wohingegen manche Werke der sog. Popliteratur die Welt, in der wir groß geworden sind und uns alltäglich bewegen, tatsächlich detailliert und, wie ich finde, wahrheitsgetreu abbilden. So waren wir und werden wir bleiben. Aber nun gut, der Realitäten sind viele. Das, was man bisweilen als soziale Realität beschreibt, oft mit einem deutlich anklagenden Unterton, hat mich indes nie gereizt. Die ganze Politik kann mich mal gern haben. Allerdings hatte ich auch (diesmal) nicht diese Art von Literatur im Auge, sondern eher den Beritt von Frau Jelinek bis worst of Klagenfurt, der mit dem vom Herrn Turmsegler angesprochenen phantastischen Roman natürlich nichts zu tun hat. Dass auch (und oft gerade) der phantastische Roman imstande ist, Welterfahrungen darzustellen, halte ich ebenso für eine Selbstverständlichkeit wie den Umstand, dass die semiliterarische Wunscherfüllung, Herr (?) Sumuze, in aller Regel nicht viel hergibt.