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Amüsant ist bisweilen, dass manche Journalisten dazu neigen, die eigene Position durch die Behauptung zu unterlegen, als Sprachrohr der Bevölkerung zu fungieren. Dieses scheinbare Zurücktreten hinter einen oft genug selbst erfundenen Volkswillen, der den – immerhin tatsächlich gewählten – Politikern entgegengehalten wird, ohne dass die Politik dieser Anmaßung auch nur einige der vielen denkbaren Argumente entgegenhielte, die gegen diese billige Strategie der Bekräftigung eigener Ansichten aufgefahren werden könnten. Etwas ärgerlich ist dies insbesondere, wenn es sich um Ansichten handelt, die die Bevölkerung (soweit ich das beurteilen kann) nicht einmal mehrheitlich hegt, etwa die angebliche Beliebtheit des Bundespräsidenten, die manche Presseorgane aus dem Blauen heraus behaupten, oder auch der vorgebliche Wille der Bevölkerung, jedes insolvente Unternehmen staatlich zu stützen.

Ich gebe gern zu, in diesem Punkt vermutlich keinen besonders repräsentativen Überblick über die ordnungspolitischen Vorstellungen der Deutschen zu besitzen, meine aber, dass nicht nur den meisten meiner Bekannten, sondern den meisten Deutschen überhaupt, sehr wohl bewusst ist, dass die Marktwirtschaft selbstverständlich und richtigerweise auch die Möglichkeit beinhaltet, zu scheitern.