So abwegig ist das mit dem Universitätsausweis gar nicht. In Amerika befindet sich der Student die meiste Zeit in den „Libraries“. Er wird auch mit Leselisten zugestopft, die unsere Studenten in Österreich und vermutlich auch in Deutschland weit überfordern würden.
Es geht um das Selbst-Erarbeiten und aus Bekanntem etwas Neues formen zu können. Das kann nicht in der Vorlesung beigebracht werden.
In guten Mittelschulen wird mittlerweilen auch schon der Frontalunterricht durch die Projektarbeit ersetzt oder zumindest weitgehend ergänzt.
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Was aber Bildung überhaupt ist, ist eine interessante Frage. Anläßlich der ersten PISA-Studie habe ich einmal eine recht „elitäre“-Diskussion im deutschen Fernsehen verfolgt. Was da an Unsinn verzapft wurde, war bemerkenswert.
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Die Aufzählung der einzelnen „Bildungspunkte“ hat mich sehr amüsiert. Ich bin sicher ungebildet, weil mir der Ablauf der französischen Revolution vollkommen schnuppe ist. Was mir nicht so schnuppe ist, sind die Gesetzmäßigkeiten von Revolutionen. Genauso wie in Frankreich Lavoisoir, einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit, abgemurkst wurde, hat das 1917 auch in Russland begonnen. Auch hier hat es mit dem Adel begonnen, später hat man vorsichtshalber gleich die ganze Intelligentsia ausgerottet.
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Und wenn schon der Faust erwähnt wird: nicht die Gretchen-Geschichte ist der Hammer, sondern die Empfehlung von Mephistofeles an Faust, dem Kaiser einzufküstern, dass er Banknoten drucken soll. Die Bedeckung des Geldes ist durch die ungehobenen Erze gegeben, deren Vorkommen ja in reichem Maße vorausgesetzt werden kann.
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Genau die gleiche Argumentation hat Enron zu Beginn seines Aufstiegs verwendet. Sie haben Werte bilanziert, die erst in der Zukunft erwartet wurden. Mit bekanntem Ausgang.
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Unter Bildung würde ich mir erwarten, die angeführten Beispiele verknüpfen und allgemeine menschliche Charakterzüge herausarbeiten zu können. Wenn es nur um das Wissen ginge, könnte kein Mensch das Bildungsniveau von Wikipedia erreichen:)