Liebe Madame Modeste: es ist ein alter Kunstgriff, in einem Text die Argumente des Gegenübers so zu präsentieren, dass die eigenen um so prächtiger erstrahlen. So kommt Ihr Cousin in dem hier dargebotenen Journal-Eintrag sehr schnell auf das Thema „Bildung“ zu sprechen, das Sie dann kunstvoll aus dem Studium im engeren Sinne herauslösen und in die Verantwortung des einzelnen hinein legen. Damit ist die Frage, ob die Studienbedingungen und mit ihr zum Teil eben auch die Bildungsbedingungen immer schlechter werden, jedoch eher umschifft als beantwortet. Auch verstehe ich den Einwurf von Scriba nicht: Warum sind die Töne in der Kritik am Bachelor- und Masterstudiengang falsch, nur weil Studierende und Lehrende hier einer Meinung sind? Professorinnen und Professoren haben seit Jahren aufgrund der neu eingeführten Studiengänge einen deutlich erhöhten Verwaltungsaufwand, der sie von ihren Kernkompetenzen (um dieses schöne Wort aufzugreifen) abhält. Das ist nur eine von mehreren diskussionswürdigen und im erwähnten Schwarzbuch behandelten Erscheinungen des „Bologna-Prozesses“. Aber statt einer Diskussion über verringerte Staats-Ausgaben für den Lehrbetrieb, die Einführung von Studiengebühren und eine verstärkte Engführung von Inhalten im vermutlich nicht sonderlich durchdachten Bestreben nach erhöhter Rentabilität, wird der Kopf des empörten Buben tantenhaft getätschelt (auch von einigen Kommentatorinnen und Kommentatoren).
Davon abgesehen: Es ist den Schriften des Thomas Mann durchaus anzumerken, dass ein rasch angeeignetes und bald zu vergessendes Wissen verarbeitet werden will: Sonst wären uns sicherlich etliche aufgeblasene, am jeweiligen Ort deplaziert wirkende Ausführungen erspart geblieben.