REPLY:
Ob die Studienbedingungen schlechter werden, lieber Herr Anselmowitsch, kann ich schlechthin nicht sagen. Mein erstes Staatsexamen ist neun Jahre her, und das letzte Mal an der Uni gearbeitet habe ich vor nun auch schon wieder fünf langen Jahren. Indes halte ich den Protest gegen den Bologna-Prozess tatsächlich in weiten Teilen für wenig substantiiert: Dass ein Studium heute weniger komfortabel ist als noch vor einigen Jahren, mag so sein. Zu Zeiten meines Studiums haben die meisten Studenten die Freiheit, dies oder das zu tun, aber eher beklagt als gepriesen. Auch erscheint es mir wenig überzeugend, wenn nun für jeden Studenten ein Masterstudienplatz eingefordert wird. Schließlich war es erklärtes Ziel, Studenten früher zum berufsqualifizierenden Abschluss zu führen. Auch der Wunsch, auf jeden Fall auch weiterhin kostenlos zu studieren, erscheint mir wenig unterstützenswert. Bei den Juristen haben stets runde 90% private Repetitorien besucht. Die meisten Absolventen behaupten, erst dort die für ein Examen erforderlichen Qualifikationen erworben zu haben. Dabei sind die meisten Repetitoren nicht besser als die universitären Angebote, allein der Umstand, dass das Angebot kostenpflichtg ist, erhöht die Motivation, aktiv teilzunehmen. Solange soziale Härten durch Stipendien o.ä. abgefedert werden, halte ich das eher für einen Vorteil als für einen Nachteil, auch wenn diese Meinung hier nicht besonders populär sein dürfte