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Nun, wenn wir Meinungsfreiheit und Toleranz nur jenen gewährten, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden der FDGO stehen, wären wir unterm Strich auch nicht so viel toleranter als die Extremisten von rechts und links. In diesem Sinne hat das Diktum von Rosa Luxemburg von Freiheit als der Freiheit der Andersdenkenden nach wie vor seine Berechtigung. Natürlich bleibt es eine schwierige Gratwanderung, zu entscheiden, wo dann die Grenzen zu setzen sind, ab welcher Geschäftigkeit beim Versuch, unsere bestehende Staatsordnung zu unterminieren und zu ändern, der Verfassungsschutz und die Ordnungskräfte einzuschreiten haben.

Wenn wir unser System den Gesellschaftsentwürfen von links und rechts moralisch und weltanschaulich für überlegen halten, müssen wir diesen Anspruch auch leben – und das heißt auch, es bis zu einem gewissen Punkt abzukönnen, dass bestimmte Minderheiten in unserer Gesellschaft andere Vorstellungen von einer idealen Gesellschaft haben. Das ist ja kein Freibrief für Umsturz, Terrorismus und dergleichen mehr. Aber davon, dass immer noch welche rumlaufen, die von der Komintern fengesteuert sind oder vom Deutschen Reich in den Grenzen von 1937 träumen, muss man sich (im derzeitigen politischen Klima zumindest) nicht schocken lassen, finde ich. Und wenn es der gesamtgesellschaftlichen Stabilität dient, sollen meinetwegen auch ein paar NPD-Kasper in Länderparlamente kommen dürfen, so wirds vielleicht auch breitenwirksamer erlebbar, was das zum Großteil für Hohlblöcke sind.