ich gebe ihnen aus vollstem herzen recht. ich bin in italien aufgewachsen, wo es nachgerade als unhöflich gilt, mit einer frau gar nicht zu flirten, komplimente sind dort gern gegeben, ein dezenter und eleganter flirt ist bestätigung meines frauseins, in berlin fühlte ich mich als frau immer eher unsichtbar. besonders diese berliner parties! gruppen sich kennender männer unterhalten sich intensiv miteinander, man kann dann minutenlang daneben stehen, ohne auch nur wahrgenommen oder gar ins gespräch eingeschlossen zu werden. wirft man dann einen satz oder scherz in die gruppe, wird der höchstens mit einem kurzen blick registriert, dann ist man wieder draussen. die schüchternheit der männer geht dabei vollkommen nahtlos in schlechte erziehung über, flirts sind schon gar nicht möglich, nur plumpe anmache, sobald der alkoholpegel das gestattet. da hat man dann männer, die den ganzen abend geschwiegen haben, plötzlich feucht seufzend am hals hängen – es ist mir ein rätsel, wie beziehungen in deutschland zustandekommen können. bei eigenen festen bin ich dazu übergegangen, alle gäste ausführlich einander vorzustellen, um wenigstens eine hürde aus dem weg zu schaffen.