Sehr schwierige Situation und sehr gut nachzufühlen.

„Die ängstliche Frage, ob das Zusammentreffen nicht ganz besonders schön sei, darf auf keinen Fall wahrheitsgemäß beantwortet werden.“

Tja. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass die Konsequenzen einer wahrheitsgemäßen Antwort auf der psychischen und Kommunikationsebene genauso anstrengend sind, wie man es immer befürchtet. Es gibt aber einen Vorteil: das von Elternseite gefühlte Geburtsrecht auf weihnachtliche Zusammenkunft wird irgendwann nicht mehr eingefordert. Wenn auch beleidigt. Aber manche Leute sind halt auch gerne beleidigt und beziehen ihre Rechtfertigung aus dem Bibelsprüchlein „Du sollst Vater und Mutter ehren“. Gleichzusetzen mit unter dem Weihnachtsbaum sitzen. Man kann da auch gar nicht raten, aber wenn man darunter dauerhaft leidet und die Bindung nicht so innig ist, muss man abwägen, was einem wichtiger ist. Es verkürzt das eigene Leben um viele Stunden, wenn man sich dem aussetzt. Wenn das Gewissen danach allerdings für ein Jahr beruhigt ist, auch wieder ein Grund, das Opfer zu erbringen. Ich finde diesen Eintrag sehr mutig. Mich würde interessieren, ob es vielen anderen ebenso geht. Tatsächlich kenne ich niemanden außer mir, der das Ritual gebrochen hat. Eltern die über Monate verreisen klingen beneidenswert. Nicht, weil sie weg sind, sondern weil Menschen, die sich gerne in der Weltgeschichte herumtreiben, meistens so interessant und unterhaltsam sind, dass man gerne freiweillig Zeit mit ihnen verbringt. Sogar Weihnachten, wenn es sich zufällig ergeben sollte.