Schon April, aber ich bin neu hier, hab das gerade erst gelesen, kommt mir sehr bekannt vor. Aber zwei Gedanken dazu, um nicht nur in genervter Erschütterung und Ermüdung über solcherlei Eltern zu verharren, sondern einen Schritt weiter zu kommen:
1. Wichtigste Frage: Wie stelle ich sicher, dass ICH – sei es in der schwiegermutternden oder welcher Funktion auch immer – NIEMALS SO WERDE wie die Mutter des J.? So dass es Leute gruselt, mit mir 8 (in Worten: acht, bin auch Juristin) Stunden zu verbringen. Antwort: Ein EIGENES Leben haben unabhängig vom Alter, es füllen mit Dingen, die einen anregen, herausfordern, beschäftigen, begeistern, ärgern, neugierig bleiben. Sich mehr über diese Dinge freuen (z.B. dass man einen bestimmt tollen Sohn hat, dessen Leben von einer schriftstellerisch unglaublich begabten Freundin und engen Freunden erfüllt wird) als mit den (unweigerlich vielen) missratenen hadern. Wie man das macht? Keine Ahnung, aber dran bleiben am Leben, den A. hochkriegen, kämpfen, dabei lachen, hilft bestimmt. Und sich (außer in Notfällen) nicht auf andere (Söhne oder andere armen Säue) stützen und lähmend anlehnen, denen die eigene Last aufbürden und ihnen die Kraft aussaugen.
2. Daraus folgt aber doch auch: Der Mutter des J. ist dies nicht gelungen. Weil sie kein eigenes Leben hat. Weil sie unglücklich ist. Weil jemand, der glücklich und mit sich im Reinen ist, sowas nicht macht. Und wenn sie so unglücklich ist – muss sie einem da nicht eigentlich leid tun? Klar hat sie das bestimmt irgendwie sebst verschuldet und wir sind nicht die Caritas, unsere Resourcen begrenzt. Aber sie ist die Mutter. Warum dann statt sich abzuwenden, nicht mal sich umdrehen und frontal auf sie zugehen? NICHT zu ihren Bedingungen, keine klebrigen Weihnachtskekse. Statt dessen sie herausfordern, zu den EIGENEN Bedingungen, das muss glasklar gemacht werden – so oder gar nicht. Also einfach vorbei fahren und sie ins Auto zerren und mit ihr einen Ausflug machen, der auch mir Spaß macht, sie in ein verrücktes Konzert mitschleifen, zu einem albernen Kaberettabend, einem Picknick im Schnee, was auch immer. Wenn sie das nicht will und mäkelt, dann lassmas halt. Aber versuchen könnte mans schon mal. Sie hat – bei aller bestimmt berechtigten Kritik – sicher auch mal Dinge für einen gemacht, die sie viel gekostet haben. Daran erinnern wir uns als Erwachsene nicht mehr. Macht auch nix, es gibt nichts aufzurechnen. Aber in UNSEREM Leben hier und jetzt gilt es, die Dinge richtig zu machen, Chancen zu ergreifen und ab und zu mal stehen zu bleiben und zu überlegen, ob es außer der Entrüstung, dem Genervtsein – sei es auch noch so berechtigt – noch eine andere Möglichkeit gibt. Vor der Frage steht man ja dauernd. Innerhalb der Familie lohnt es sich vielleicht, das mal auszuprobieren. Und manchmal mag man erstaunt sein, was dabei raus kommt.