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Die alte Bundesrepublik mochte ich nicht besonders. Mir schwebt eher die Welt des Österreichs 1960 -1970 vor. Möglicherweise Kindheitserinnerungen. Aber damals hatten die Firmen noch Veranstaltungen für Studenten und warben um sie. Ich erinnere mich an einen sehr netten Abend im Hotel France.

Das mit der Globalisierung ist so eine Sache. Ich selbst war ja global genug, mit meinen Dienstreisen von Kalifornien bis Japan, die mich in Summe vielleicht 60 mal um den Globus gebracht hätten.
Allerdings hat die Globalisierung auch ihren Preis. Und die Schnelligkeit kann ich nicht in jedem Fall befürworten. Es scheint heute unmodern zu sein, sich etwas „erarbeiten“ zu müssen. Obwohl ich recht gute Lehrerfolge habe, pflege ich im privaten Kreis auf die Frage: „Können Sie mir das einfach in fünf Minuten erklären?“ folgendermaßen zu beantworten. „Wissen Sie, ich habe ungefähr 20 Jahre gebraucht, bis ich es annähernd verstanden habe. Ich glaube, ich kann das nicht (in 5 Minuten erklären)“
Lange Gesichter.
Die Freiheit sich morgen einen Job in New York zu suchen, gab es auch schon 1986. Ich weiß das so genau, weil ich da anlässlich des Prager Frühlings und russischer Besetzung wirklich an Auswandern nach Amerika gedacht hatte. Ich glaube aber nicht, dass es heute leichter ist, irgendwo einen Job zu finden als 1968.
Die Freiheit sich irgendwo einen Job zu suchen, hängt aber von dem ab, was man gelernt hat, an Sprachen, an verwertbaren Wissensinhalten. Meine Tochter, Mag. jur. fand auch leichter in Uganda einen Job als in Österreich. Zumindest den Job, den sie will.
Prinzipiell stimme ich ja zu, dass Internationalität leichter geworden ist. Aber das wollen die Menschen doch gar nicht (in der Masse). Sie wollen einen Job, der 2 Km von ihrem Zuhause entfernt ist. Schon allein, wenn ich an die Schwierigkeiten denke, heute jemand mit Reisebereitschaft für einen Job zu finden, frage ich mich, was sich die Menschen eigentlich erwarten. Globalisierung, billige Flüge nach Fernost, aber am liebsten das Geld nach Hause getragen zu bekommen.
Ich habe nur Mitleid mit Menschen, die aufgrund der heutigen Lage tatsächlich ausgebeutet werden, unter Kollektivvertrag bezahlt werden oder zu unbezahlten Überstunden zu unmöglichen Zeiten gezwungen werden. Ich habe wenig Mitleid mit Studenten, die keinen Job bekommen. Wenn sie sehr gut sind, können sie es sich noch immer aussuchen.
Meine fünf Studenten, fertige Bachelors – noch ein Jahr bis zum Master, könnte ich -arbeitsrechtliche Zustimmung vorausgesetzt – jederzeit in Österreich oder Deutschland einsetzen.
Und serbischen Studenten geht es nicht so gut wie unseren. Und Studiengebühren müssen sie auch zahlen.