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Ich habe den Ausdruck Karrieretussi deswegen gewählt, weil ich die Verachtung spiegeln wollte, die normalerweise den „nur-Müttern“ entgegengebracht wird. Wer sagt denn, dass meine Frau „unbezahlt“ als Krankenschwester gearbeitet hat?
(Der Ausdruck Mami ist in dem Kontext übrigens genauso despektierlich:)

Ein bisschen muss ich ja schmunzeln. Meine Frau wollte weder heiraten noch Kinder kriegen. Aber als die Kinder dann da waren, entwickelte sie sich auf einmal zur Supermutter. Und es ist ihr Verdienst, dass unsere drei Kinder heute glücklich, mit Job und in guten Beziehungen sind.

Ich verstehe sehr gut, dass man als Frau auch auf eine eigene Karriere stolz sein möchte. Und das kann ja auch durchaus klappen. Allerdings hat meine Schwester, die ebenfalls drei Kinder hat, neben ihrer Ärztinnenkarriere immer Kindermädchen benötigt, während wir nicht einmal die Oma in Anspruch genommen haben, weil wir nicht wollten, dass unsere Kinder einfach vor den Fernsehapparat gesetzt werden.

Das mit dem Stolz ist so eine Sache. Meine Frau würde die Frage, worauf sie stolz ist, eher mit Unverständnis beantworten. Für mich hat sich erst in den letzten Jahren der Stolz dahingehend entwickelt, dass ich froh bin, wie wir als Familie reüssiert haben. Und da ordne ich wesentlich mehr Verdienst meiner Frau zu.

Im Übrigen kann ich mich glücklich schätzen, dass ich genügend Geld verdient habe, als unsere Kinder gerade in der Schule waren. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit. Ich kenne mittlerweile auch Paare, bei denen beide Teilzeit arbeiten, um sich auch die Arbeit zuhause aufzuteilen. Das halte ich für durchaus verständlich.

Meine Haltung den „Karrierefrauen“ gegenüber basiert allein auf der Wertschätzung, die ich ihren beruflichen Fähigkeiten zuordne. Und ich finde es schade, dass gerade in meinem Berufsumfeld zu wenige Frauen unterwegs sind. Aber wie gesagt: die Bezeichnung Tussi war deswegen gewählt, weil die „nur-Hausfrau“ so geringschätzig betrachtet wird.