Sie haben ja schon recht mit Ihren Überlegungen, aber am anderen Ende der Fertilitätsperiode ist es auch nicht besser. Ich habe selten so bizarres Verhalten wie das von spätgebärenden Müttern erlebt, die sich mit dem Kind (Mein Kind! MEINS!) offensichtlich eine Vielzahl von Bedürfnissen erfüllten. Und ich wohne und wohnte auch damals, als bei mir das Thema Kind anstand, noch nicht mal in Berlin.

Was gab es nicht alles im Bekanntenkreis: Da war der Vater, der sein Kind bis zum Alter von 2 Jahren nicht ohne mütterliche Aufsicht mal auf den Arm nehmen durfte und dessen Frau sich wunderte, warum es dann auch bald zur Trennung kam. Die Mutter, die alle anderen als nur handverlesene Kinder nur als Träger von Infektionskrankheiten ansah und erstaunt war, wieso das Kind im ach so sorgfältig ausgewählten konzeptoptimierten Kindergarten gar nicht gut zurechtkam. Die Kinder von zwar wohlhabenden und sehr spendablen, sich sonst aber immer nur mit dem kleinsten Geschwisterchen wirklich intensiv beschätigenden Eltern. Anti-Agressionstraining für werdende Geschwister. Der Appell an das schlechte Gewissen weil kein Nabelschnurblut eingefroren wurde.

Und mein persönlicher Favorit: der Sitz-Badeeimer fürs Baby aus Plastik für nur 20 EUR, in dem man baden könne wie in Mamas Bauch ud der sich von irgendeinem X-beliebigen Eimer aus dem Woolworth hächstens durch den etwas breiteren Rand unterschiedet.

Wie auch immer: Anfang 30 ist heutzutage wohl die beste Zeit, und ein Wagnis auch in finanieller Hinsicht ist es immer. Immerhin sind im Jahr 2012 ganz verschiedene Modelle zumindest unter Städtern sozial akzeptiert und es kann durchaus auch die Mutter sein, die baldmöglichst wieder Vollzeit in ihrem gut bezahlten Job arbeitet, während der Vater seine freiberuflich – sprich prekäre – Tätigkeit einschränkt oder aufgibt. Und selbst über die gleichgelagerte Diskussion eines lesbischen Paares schmunzelt man nur.