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Sie ist studierte Physikerin und hat auch eine Schauspielausbildung absolviert, ich sah einmal ein Kinoplakat von ihr. In den Möbelhandel ist sie nur zufällig reingerutscht, als jemand einen großen Schrank, den sie bei ihrem Onkel irgendwo untergestellt hatte, sah und gern kaufen wollte. Anfang der 1990er wollte sie eigentlich viel lieber Ausstellungen von russischen Künstlern im Westen organisieren. Sie schaffte es auch, eine in der Schweiz auf die Beine zu stellen, hatte aber dummerweise aus Unerfahrenheit einen Vertrag mit schwammiger Klausel unterschrieben, so dass sie letzten Endes nichts verdiente. Sie hat schon einige harte Zeiten erlebt, 1990 gab es nicht einmal mehr in Moskau genug zu essen zu kaufen.

Schließlich erwies sich das Möbelgeschäft als lukrativer. Eine gemeinsame Bekannte war einmal dort und erzählte mir, dass es dort viel Designermöbel gab. Die Preise waren so, dass Sie und schon gar nicht ich dort nicht einkaufen könnten. Einige Jahre später hat sie sich von ihrem Lebensgefährten, mit dem sie zwei Möbelgeschäfte aufgebaut hatte und betrieb (auch er ein Schauspieler), getrennt, um in zweiter Ehe einen Musiker zu heiraten. Ich lernte sie über ihren ersten Ehemann kennen, die beiden hatten wie damals dort üblich, sehr jung geheiratet, um eine gemeinsame Wohnung zu bekommen. Dabei handelte es sich um ein 20 Quadratmeter großes Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung mit zwei fremden älteren Damen. Da gab es häufig Zank.

Vielleicht mussten wir also auch nur nie so mutig sein, weil wir es von vornherein besser hatten.