Ich kenne ein Paar, beide Mitte siebzig, die haben den größten Teil ihrer Ehe getrennt gelebt – jedoch immer in einer Wohnung und in diversen Häusern, immer im selben Haus aber immer mit mein-Zimmer-dein-Zimmer und selbst getrennte Schlafzimmer haben sie seit Jahrzehnten. Jetzt merken sie, dass sie das, was sie jahrelang mit großer Geste „Rücksichtnahme auf den anderen und die Kinder“ nannten, Lebenszeit und Lebensqualität gekostet hat. Dass sie besser vor langer Zeit getrennte Wege hätten gehen sollen trauen sie sich immer noch nicht einzugestehen. Und so leben sie weiter zusammen, nur dass sie sich jetzt gegenseitig offen (als eine Art absurde Rache) das Restleben zur Hölle machen und ihre Familie mit ihrer Übellaunigkeit und ständigem Mäkeln über den jeweils anderen in die Flucht treiben.

Es bleibt schwierig. Paare gibt es viele. Liebe ist selten. Kompromisse sind Kompromisse.