Wenn Sie das so machen möchten, dann steht Ihnen das natürlich frei. Allerdings leuchtet mir nicht ein, wieso es für eine Auszeit staatliche oder solidargemeinschaftliche Leistungen geben soll, aber das ist sicherlich Ansichtssache. In meinem Umfeld teilt man Ihre Ansicht übrigens nicht, dass Frauen aus irgendwelchen (biologischen?) Gründen eher zu Kindern gehören als Männer.

Ihre Ansicht, nach der Kindererziehung eine ebenso anerkennenswerte Tätigkeit sein soll, wie ein regulärer Beruf, ist individuell sicherlich verständlich. Gesamtgesellschaftlich, aber auch volkswirtschaftlich, halte ich eine 1:1 Betreuung über die Stillzeit hinaus aber nicht für sinnvoll. Ich sehe aber auch nicht die von Ihnen beschriebenen grässlichen Folgen einer Vollzeitbetreuung. Vielleicht malen Sie in Ihrem Wunsch nach einer stressfreien Auszeit zu Hause da ein wenig schwarz? Wir haben jedenfalls weder den ständigen von Ihnen beschrieben Streit noch Stress, und versinken auch nicht in Instabilität, was auch immer Sie darunter verstehen. Ich verstehe Ihren Wunsch, dass eigene Lebensmodell als überlegen zu verteidigen, teile Ihre Ansicht aber nicht.

Dass die ZEIT die öffentliche Kinderbetreuung abwertet, habe ich auch gelesen, kann dies aber ganz und gar nicht bestätigen. Wir haben unseren Sohn täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr in einer städtischen Berliner Montessorikita, die mit einer Engelsgeduld und viel Engagement besser betreut, als ich es jemals könnte. Ich nehme zwar mit, dass viele Frauen meinen, sie könnten Erziehung auch ohne einschlägige Ausbildung besser als die Erzieherinnen, teile diese Ansicht für mich aber nicht. Mir würde nach drei Wochen der Kopf platzen. Nicht zuletzt halte ich eine traditionelle Rollenverteilung nicht für total okay, sondern für einen Skandal, und solange Frauen sich mit Begeisterung in die häusliche Sphäre zurückziehen, und die Schaltstellen gesellschaftlichen Einflusses Männern überlassen, wird sich hieran wohl auch nichts ändern. Aber ich verstehe Sie so, dass Sie das nicht für problematisch halten, sondern den natürlichen Raum einer Mutter zu Hause verorten.