Wenn der Staat die Familie als Keimzelle der Gesellschaft beschreibt und ihr eine Bedeutung zuschreibt – und das tut er ja, dann würde ich gerne auch die Familien gefördert sehen – ob sie ihr Heil in der Fremdbetreuung sehen oder in der Betreuung des Kindes zu Hause in den drei wichtigen ersten Lebensjahren. Immerhin ist Geld für alle möglichen fragwürdigen Projekte da.
Ich habe bereits ein Kind großgezogen und dabei nach 1 Jahr Vollzeit gearbeitet, angekränkelt, muss man schon sagen, von der You-can-have-it-alle-Mentalität, die wir damals als junge Feministinnen geradezu aufgezogen haben. Dem Kind hat das nicht gut getan, mir auch nicht – Stress pur mit all seinen unschönen Nebenwirkungen. Schön, dass das bei Ihnen besser klappt – für mich nie wieder Vollzeit + (Klein)kind, besten Dank.
Die Kita-Erzieherinnen in meiner Umgebung raten recht offen davon ab, die Kinder in die meisten Einrichtungen zu stecken, da wegen Personalmangels der Betreuungsschlüssel nicht eingehalten werden kann. Ein bisschen näher kenne ich persönlich die Handhabung von Nachmittagsbetreuung in Schulen. Das muss genau eines sein: billig. Wirklich kindgerecht sind diese Einrichtungen bei uns kaum. Es gibt wirklich sehr gute Einrichtungen, aber die meisten Kitas scheinen es nicht zu sein und bei den mir persönlich bekannten Nachmittagsbetreuungen hege ich starke Zweifel.
Für mich gibt es keinen „natürlichen“ Raum, wo ich „die“ Mutter verorte. Wer erwerbstätig sei will oder muss, soll arbeiten. Wer Kind und Karriere verbinden will, soll das tun. Wer nur Karriere machen will, be my guest. Und wer das Kind gern zuhause betreuen kann und will, soll das bitte tun. Nachdem ich das kann und will, und ehrlich gesagt sehr gerne tue, ist das der Weg, den ich priorisiere. Ich weiß, dass es sehr gute Erzieherinnen gibt – würde mich aber ungern von einem sehr guten Chirurgen operieren lassen, der gleichzeitig an 10 Tischen operieren muss. Und das ist, wenn Sie so rumfragen, die Situation in vielen Einrichtungen: die haben schlicht zu viele Kinder zu betreuen.
Die klassische Rollenverteilung ist für mich kein Skandal – der Skandal ist der, dass die Care-Arbeit in den Familien für die Politik so einen geringen Stellenwert besitzt. Die guten Effekte dieser (meist weiblichen) Arbeit werden gerne hingenommen, siehe Betreuung pflegebedürftiger Alter zu Hause, aber kosten darf’s halt nix oder nicht viel.
Der Skandal besteht für mich auch daran, die außerhäusliche Betreuung schon der Kleinsten zu pushen – und mehr oder weniger subtil die Betreuung zu Hause abzuwerten. Dahinter steckt für mich eine politische Agenda, die nicht in erster Linie das Wohl der Kinder im Auge hat.