Du argumentierst, die Kernthese meines Textes sei falsch, weil es Eltern gebe, die arm sind, aber sehr bemüht, ihren Kindern gute Lebenschancen zu verschaffen. Das bestreite ich aber gar nicht. Es gibt diese Eltern. Sie verdienen Hochachtung, das ist kein leichtes Leben. Diesen Eltern wäre mit besseren Jobs und mehr Geld geholfen. Deine wortreichen Ausführungen über die Schwierigkeiten, die diesen Eltern und Kindern erwachsen, finde ich individuell übrigens auch durchaus nachvollziehbar. Ich fände es auch schön, wenn jedes Kind ein Instrument spielen könnte, das es spielen möchte, und unterstütze alle politischen Bestrebungen, Bildung zugänglicher zu machen. Dein Seitenhieb dahingehend, dass zu der Zeit, zu der ich Zeit mit meinem Sohn verbringe, andere arbeiten, finde ich übrigens recht lustig. Ich arbeite 50 – 55 Stunden pro Woche, wer mehr arbeitet und arm ist, möge sich melden.

Die Zahlen und Daten, die es über die Ursachen von Bildungsbenachteiligung gibt, besagen leider, dass deutlich mehr arme Eltern Verhaltensweisen aufweisen, die sich auf die Bildungsbiographien ihrer Kinder negativ auswirken. Über diese Gruppe spreche ich. Glaubst Du, dass es diese Gruppe nicht gibt? Die Sozialforschung sieht das anders. Oder passt diese Gruppe schlicht nicht in Dein Bild der „guten“ Armen vs. der „bösen“ Gesellschaft? Aber geht es Dir dann wirklich um eine ungeschminkte Analyse der Probleme und die Frage, wie man sie lösen kann? Ich sehe in dem Verbot, über individuelle Verantwortung auch nur nachzudenken, und der gleichzeitigen Forderung nach mehr Geld für die Leute, über deren Verantwortung nicht nachgedacht werden darf, jedenfalls keinen Lösungsansatz.