einwurf von der seitenlinie: wer nie erlebt hat, wie es ist, wirklich, WIRKLICH arm zu sein, der hat leicht reden über die nicht ausreichend engagierten eltern.
die, die sich um schule und co. kümmer sollen.
die halt einfach kochen müssen, wenn die kinder zu dick sind.

wenn man für eine erwachsene und zwei teenager-kinder mit 20 mark (ja, dee-emm) für eine ganze woche, sieben tage, alles zum leben notwendige (… ha, ha …) kaufen muss, dann rechnet man in „wie lange reichen nudeln und tomatensauce?“ und nicht in „oh gott, kind 1oder2 hat gewichtsprobleme, lass uns möhren und kohlrabi kaufen“.
wenn man an der tanke überstunden und nachtschichten macht, damit man über die runden kommt. grade so.
und dann fährt einem so ein drecksack an der tanke weg, ohne zu bezahlen, und man muss die tankfüllung aus der eigenen tasche bezahlen. ja, das ist nicht legal – aber möchte man sich wirklich mit dem chef anlegen? bei dem man den one-and-only job bekommen hat, der einen grade so über wasser hält?

ich weiß das, ich habe es erlebt. es gab selten bei uns nudeln und tomatensauce. aber ich habe meine mutter mit tränen in den augen und taschenrechner in der hand bei aldi erlebt. nicht nur einmal.

da bleibt wirklich keine kraft mehr für wasauchimmer.

wenn man sich nicht mehr an die tür traut, weil man regelmäßig von schuldeneintreibern typ moskau-inkasso zusammengebrüllt wird (der, der die schulden hat, ist der lebensgefährte, und es sind schulden für arbeitsmittel, werkzeug, so was – kein alk, keine drogen, keine nutten. just saying …), hat man keine kraft mehr, um mit lehrern über die schlechten noten zu diskutieren und was man dagegen tun kann.
wenn man nicht mehr ans telefon geht, aus ähnlichem grund wie im vorstehenden absatz. übrigens: nicht nur die mutter, auch die kinder.

ich war eines der beiden kinder. immerhin schon teenager, als es so schlimm wurde. war mein glück, ich hab die kurve gekriegt, meine schwester auch (beide mit abgeschlossenem unistudium).
die so genannte „gute gesellschaft“ blickte auf uns herab: die alleinerziehende ossifrau mit den zwei renitenten töchtern, die so gar nicht „blick senken, ohren anlegen, klappe halten“ praktizieren mochten. „wärste besser drüben geblieben, solche wie dich brauchen wir hier nicht.“ das sind o-töne. die sich mMn beliebig anpassen lassen („hättste halt keine kinder bekommen, wenn du dich nicht genug kümmern kannst“).
wie viel energie für scharmützel an den seitenlinien bleibt einem wohl, wenn man tag um tag, woche um woche, monat um monat gegen so etwas anleben muss?

fazit: vom hohen ross herab ist gut predigen.