Mancher entwickelt eine Zuneigung, wohl wissend, dass sie fehl am Platz ist. Der O konnte wohl nicht aus seiner Haut, mochte aber dennoch die Lebensgemeinschaft mit seiner Frau nicht zerstören, aus welchen Gründen auch immer. Ich empfinde das weder als „miniature“ noch als bemitleidenswert. Es erinnert mich ein wenig an ein Interview, das ich einmal gelesen habe. Eine Ordensschwester wurde darin gefragt, ob sie bedauere, nicht lieben zu dürfen. Sie antwortete sinngemäß, lieben dürfe sie sehr wohl, nur eben die Liebe nicht ausleben.

Ob es da wirklich eine Therapie braucht und eine kniefällige Entschuldigung? Vielleicht doch eher ein wenig Diskretion und Nachsicht auf allen Seiten. (Natürlich sind Heimlichkeiten nicht schön.) Man fragt sich: ist die Schwärmerei des O ein Symptom der beginnenden Auflösung einer Ehe oder ist es wirklich nur eine zeitweilige Verirrung, die selbst in den besten Familien vorkommt? Das kann wohl nur das betroffene Paar entscheiden.