Herrlich! Jetzt macht mir mein Haus doch viel mehr Freude. In der Mehrzahl verhält es sich wohl so. Am Finanziellen leide ich auch. (Aber nur ein bisschen – in drei Jahren ist der Kredit ausbezahlt und ich werde nicht wissen, was ich dann mit dem Geld tun werden:)
Es gibt ein paar positive Dinge auch am Haus. Zwei Minuten bis zum Weinberg, dreißig Minuten bis zur Staatsoper – mit öffentlichen Mitteln, denn vor 4 Jahren haben wir die Autos aufgegeben.
Sommerliches Frühstück im Garten. Als meine Frau noch gearbeitet hat, fuhr sie zehn Minuten mit dem Fahrrad in die Arbeit. Klavierspielen kann ich, wann immer ich will, die Nachbarn regen sich nicht auf, weil sie nichts hören. Das Haus ist so groß, dass meine Schwiegertochter und mein Sohn das obere Geschoß bewohnen. Das wiederum bedeutet, dass meine Frau sehr viel Spaß mit den Enkelkindern hat, die gerne zu uns herunterkommen. Im Wohnzimmer sind die wunderschönsten Aufbauten mit dem Anker- Baukasten.
Im Garten finden die Feste mit den Freunden meiner Kinder statt.
Das Haus ist natürlich nie fertig. Aber es ist uns egal, wenn irgendwo ein paar Kabel herausstehen.
Es ist schon richtig, dass wir jetzt zu zweit, viel zu viel Platz haben. (Das relativiert sich natürlich durch die plus fünf, die jetzt ebenfalls darin wohnen. )
Freunde kommen nicht so oft. Aber das taten sie auch früher nicht, als wir noch in der Wohnung wohnten. Doch das Gästezimmer ist recht häufig bewohnt. Es gibt ja auch jede Menge Verwandte aus Deutschland.
Das in einer Wohnung kein 2m75-Konzertflügel angepasst ist, war vielleicht der Grund, warum das Wohnzimmer so groß ausgefallen ist. Es gab auch schon Konzerte für 40 Gäste.
Doch das Schönste ist der Kontrast. Denn in Belgrad lebe ich in einem 31m²-Appartment. Ein Zimmer, Küche, Bad. Mit Null Sorgen. 24h-Rezeption und Security. Das Hyatt mit Wellness in unmittelbarer Nähe, die Altstadt in 15 Minuten Fußweg. Das gesellschaftliche Leben findet in den Kafanas statt. Das Restaurant #1, das eher sehr mondän am Sava-Fluß gelegen ist, steht in Ausstattung nichts westlichen Standards nach. Ich kenne es erst seit vorgestern. Aber sonst habe ich schon das meiste kennen gelernt. Auch die Notfallaufnahme.

Das wirklich Gute ist die Variation. Beides ist gut. Und regelmäßig zu wechseln vermittelt das Gefühl der Freiheit.

Ein letzter Punkt für das Haus. Es gab eine Zeit, da hatten wir einen Hund, neun Katzen, 2 Kaninchen, 2 Hasen, 2 afrikanische Springmäuse, 2 Goldhamster und noch etwas, was ich vermutlich vergessen habe. Damals lebten aber alle drei Kinder noch zuhause.