Eine repräsentative Umfrage bei einer Privatveranstaltung hat übrigens ergeben, dass 30 – 35 Jahre alte Juristen aus Westdeutschland mit Erstwohnsitz in Berlin, Prenzlauer Berg, Konjunkturprogramme durch bürgerbezogene Direktzahlungen engagiert befürworten. Gleichzeitig wird die Sorge, dass Schecks nicht den inländischen Unternehmen zugute kommen, sondern den Herstellern bevorzugt fernöstlicher Unterhaltungselektronik zufließen, weithin geteilt. Auch die Befragten würden eigener Aussage zufolge, stünde ihnen das Geld ohne Auflagen zur Verfügung, nur sehr teilweise deutsche Produkte erwerben. Stattdessen wurde von den sechs Teilnehmern der Umfrage in den Abendstunden des gestrigen Tages unter anderem angegeben, sie würden mit staatlichen 500 Euro einen halben Anzug von Prada, ein Abendtäschchen von Gucci oder schlicht mehrere Flaschen Dom Pérignon erwerben.
Dies indes kann nicht Sinn und Zweck eines staatlichen Ausgabeprogramms sein. Die Verfasserin dieser Zeilen empfiehlt daher, die Schecks vom Fiskus mit einer Auflage zu versehen: Dieses Geld ist ausschließlich zu verfeiern.
Die Vorteile einer solchen Auflage wären mannigfaltig. So bliebe – dies zunächst – so gut wie alles Geld im Lande, denn nicht die Produzenten ausländischer Erzeugnisse würden gestützt, nein, der Blutwurstritter in Neukölln oder das Lafayette am Gendarmenmarkt würde mit der Lieferung wohlschmeckender Buffets beauftragt. Räume in deutschen Gaststätten würden gemietet. Heimische DJs würden angeheuert, Blumenhändler mit der Ausschmückung von Festsälen beauftragt, die Pâtisserie Albrecht mit der Lieferung von Mitternachtstorten betraut, und dort, wo die Opulenz der geplanten Feste den Rahmen der staatlichen Zahlung überstiege, täten sich Freunde und Verwandte zusammen.
Unerwartet üppig wäre etwa auch der Absatz der Winzer an Nahe, Mosel und Rhein. Die teuersten Gewächse würden kistenweise geordert, die man sonst aus Kostengründen nur glasweise bestellt. Der deutsche Sekt, sei’s Riesling, sei’s Burgunder, würde in dickem Strahl die Gläser füllen, Kerzenziehereien kämen mit der Ausführung der Orderlisten kaum nach, und die Heißmangeln der Republik würden im Schichtbetrieb Tischdecken und Servietten plätten.
Alle Deutschen wären natürlich immerzu eingeladen, wochen-, ja monatelang. Die Stimmung der Bundesbürger wäre deswegen geradezu berstend grandios. Liebespaare würden sich finden, Freundschaften vertieft oder geschlossen, alte Feindschaften würden im Rheinwein ertränkt, und weil Wirtschaft, habe ich gehört, grundlegend auf Psychologie basiert, würde auch diese von der allgemeinen Befindlichkeitsoptimierung profitieren, denn vor lauter Fröhlichkeit würden die Deutschen ihre sprichwörtlich hohe Sparquote ein wenig absenken und mehr Geld ausgeben für schnelle Kraftfahrzeuge, ansehnliche Kleider oder hübsche Gegenstände für ein schöneres Heim.
Im Ausland würde bedingt durch diese Maßnahmen das deutsche Ansehen drastisch steigen, wie ja auch etwa die Fußballweltmeisterschaft dem Image der ansonsten als etwas verkniffen geltenden Deutschen förderlich gewesen sein soll. Aus aller Welt würden lebenslustige Menschen jeden Alters nach Deutschland kommen, sich unter die feiernden Menschen mischen, Geld ausgeben für Hotelzimmer, Taxis und Friseure und heimgekehrt ihre Regierungen nötigen, Gleiches zu tun.
Die europäische Konjunktur wäre gerettet.
Sie sollten Sich bemühen…
…Beraterin des Bundesfinanzministers zu werden: Vielleicht guckte der dann weniger verkniffen in die Fernsehkameras, was die geschilderte Spirale der guten (Konsum-)Laune weiter befeuern würde…
REPLY:
Leider wird umgekehrt ein Schuh draus: Wer so verkniffen schaut, lässt sich bestimmt nicht von mir beraten.
Das ist schon passiert …
… der verkniffene Gesichtsausdruck rührt daher, dass unser Schatzkanzler heimlich Madame Modeste liest …dabei wurde er gewahr, dass der garstige Alp der ihn des Nächtens heimsucht, die süßen Träume des Volkes sind.