Gemütlich muss die alte Bundesrepublik gewesen sein. Etwas muffig, sehr, sehr sicher und kein Ort der Abenteuer. Wie einen gut gemähten Vorgarten stelle ich mir die Bonner Republik vor, gepflegte Rabatten und ein bisschen zu sauber, immer ein bisschen zu warm, zu sonnig, zu sehr Sonntag Nachmittag um vier, als dass es etwas hätte werden können mit der Schnelligkeit, der Kälte und der rasiermesserscharfen Härte, der die gute Geschichten entspringen.
1989, als jeder davon sprach, ist die alte Republik nicht untergegangen. Die Neunziger, als Deutschland sich ein wenig fühlen wollte wie London oder New York, haben der alten Tante nur ein paar neue Kleider anziehen können, und so wie Heidi Klum nie die prekäre Eleganz, die schwankende, stets etwas schwindelige, sehnsüchtige Ambivalenz erreicht hat, die Kate Moss noch mit 35 aus jeder Pore atmet, schleppte sich die Republik, zäh fließend wie Leim durch die Jahrzehnte.
Dies aber mag das Ende sein: So, wie nach einem Brand ein alter Baum noch ein wenig stehen bleibt, die Äste Asche stäuben, bis ein Windstoß das Ausgebrannte fällt, fährt die Krise, die ich nie verstanden habe und nicht verstehen werde, weil ich nichts von Geld weiß, durch die Republik, und die Fetzen der alten Welt sinken mürbe, langsam, langsam zu Boden: Märklin. Rosenthal. Schiesser. Opel, und am Rande des Sturms – ach, vielleicht in dessen Mitte – sehen wir gierig, verliebt in Feuer und Wind, dem Ende der Welt zu, die wir kennen.
Ich mag Ihre sämtlichen Weltuntergangsszenarien der letzten Zeit sehr. Sie beruhigen mich.
Achquatsch. Weltuntergang. Wegen ein paar Billionen nichtvorhandener Dollars. Platschquatsch. Du sollst dich nicht an Geld und Gut binden. Es geht sofort wieder von vorne los. Und wenn Chinesisch das Englische ablöst könnte das ganz witzig sein, für die kleinen grauen Zellen
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Mich auch. Es hat etwas Wohltuendes, sich auszumalen, was alles nicht passieren wird.
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Da spielt ein bißchen Sehnsucht mit. Und viel Langeweile.