Eines Morgens aber – Samstag vor einer Woche – wird die Luft etwas leichter. Die Moleküle scheinen weniger eng verbunden zu sein als noch vor ein paar Tagen. Die Winde tänzeln über dem Asphalt, statt starr, geballt wie eine Faust, einer am anderen zu haften, und als hätte der Wintergott seine hornige Hand etwas angehoben, gehen die Passanten aufrechter durch die Straßen.
Die Sonne leuchtet die Ecken aus, und was grau erschien, wird ziegelrot, grün und violett, ein Plakat strahlt grell auf Sichtbeton, und die Frauen schminken sich auf einmal, als gelte es, Blüten, Blätter und frisches Gras zu übertrumpfen. Auf der Friedrichstraße lächeln sich die Spaziergänger an. Die Taxifahrer erzählen übermütige, barocke Geschichten über ländliche Hochzeiten, schöne Töchter in roten, festlichen Kleidern und zeigen Photos ihrer Frauen und Kinder, und auf dem Heimweg, abends um acht auf dem Weg ins Fleury stellt der Frühling selbst sich mir in den Weg, ein Bub, blond, vielleicht fünfjährig, und kräht mir entgegen:
Bist du aber schön.
Du auch, denke ich mir. Berliner Frühling.
Ja, man könnte leicht übermütig werden. Heute fühlte sich das Radfahren schon fast an wie Sommersegeln.
REPLY:
Ja, Übermut. Übermütig soll das Frühjahr werden. Champagner und Blütenrausch.
Fürwahr, abrupte Momente des Glücks sind auch hier in Arbeit, sich bisweilen andeutend in Luftzügen, Aufzügen und Zugvögelschwärmen. Nasse Regenflächen, latent dampfend, blinzeln plötzlich im Sonnenlicht, als wollten sie sich entschuldigen.
Ich glaube auch wir haben es fast geschafft. Es war knapp.
REPLY:
Noch nicht die Bewohnbarkeit der Welt, aber schon die Vorstellung, dies könne so sein.
REPLY:
Und jedes Jahr knapper.
hach, madame, sauschön.
REPLY:
Danke!