Nachts aber wache ich auf, wie immer um kurz nach drei. Wie immer stehe ich auf, gehe ans Fenster, aber heute nacht gibt es kein Hinterhaus, und kein Fernsehturm blinkt. Auf der anderen Seite der Elbe sind Häuser nur zu ahnen: Schwarz vor schwarz. Gezackt die Wipfel der Bäume. Der Stein.
Unter dem Fenster leuchtet eine Laterne schwächlich der Schwärze entgegen. Hell glänzt die Elbe in weitem Bogen an Rathen vorbei, und über dem Wasser steht Nebel, so dicht, als würde jeden Moment der Dunst sich verdichten, bildete weißliches, nächtliches Fleisch und stiege das sanfte Ufer hinauf.
Komm her, rufe ich den Erlkönig her, auf dass das Wasser sich teilt. Einen Apfel verspreche ich dem nächtlichen Herrn über die Elbe. Eine Scheibe trockenes Brot. Ein Glas Meißener Wein aus der Minibar, eine leere Hälfte vom Bett und ein bißchen Wärme in dieser kalten Nacht, in der ich fröstelnd das Fenster schließe, als der Flußgott nicht kommt, und noch einmal aufstehe, um nach Strümpfen zu suchen, und hole mir einen Wolldecke mehr in mein eiskaltes Bett.
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