Nun am Ende aller Ufer (23.11.2009)

Müde sinke ich den Lichtern entgegen. Berlin hat illuminiert, am Montag abend um acht, und unter den Wolken sieht die Stadt aus wie ein Fest, eine flackernde, maßlose Party. Neben mir aber blättern gelangweilte Männer in Anzügen in ihren Akten, und der vielleicht fünfzigjährige Beamte auf dem Sitz 19B setzt zum zweiten Mal seit dem Abflug zu einem Gespräch an. Ich sehe aus dem Fenster. Ich will nicht nur nicht sprechen. Ich kann auch nicht mehr.

Die Maschine rumpelt in weitem Bogen an Mitte vorbei. Vor uns leuchtet die Landebahn von Tegel, und ich würde mich auf den Abend freuen, wenn ich noch zu irgendetwas in der Lage wäre außer zu einer dumpfen, gereizten Erschöpfung.

Ich brauche mal einen langen Urlaub von mir, formuliere ich Wünsche vor mich hin, die keiner erfüllt, und als das Flugzeug langsamer wird, steht, als mein Blackberry sich wieder füllt mit Nachrichten, Nachrichten, Anrufen und Messages, die alle besagen, es gebe viel zu tun, dränge ich mich an den Männern im Anzug vorbei ins Taxi und schließe die Augen, als sei jetzt schon Schluss für heute, und ich einfach frei, ganz weit weg von mir an einem See, versteckt vor der Welt und glücklich zwischen Schilf und hängenden Weiden.

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