Irina Liebmann, Wäre es schön? Es wäre schön, 2008
Was in der Geschichte des Kommunismus schief gelaufen ist, ist nicht nur unter Historikern vermutlich ein Gegenstand wüster Diskussionen und klaffender Meinungsverschiedenheiten, doch wie auch immer es dazu kommen, dass aus einer berauschenden Vision von Freiheit, Gerechtigkeit und Völkerliebe am Ende nichts wurde als die engherzige, bisweilen lächerliche und in jeder Hinsicht unangemessene Herrschaft einer verlogenen Bürokratie: Fest stehen dürfte, dass die Realität aus FDJ und Plattenbauten die faszinierende, romantische Seite des kommunistischen Projekts so gründlich aus dem Bewusstsein Europas gebrannt hat, dass selbst die Renegatenromane des 20. Jahrhunderts – die Koestler, Sperber et. al. – uns nichts mehr anzugehen scheinen. Der große Traum ist vorbei.
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Das Berliner Mietshaus und Letzten Sommer in Deutschland sind lohnendere Lektüre.
Unter Historikern, jedenfalls professionellen, dürfte unstreitig sein, daß auch der Kommunismus eine Ideologie war deren Vertreter als Machtmittel ausnahmlos und in Konsequenz Gewalt, Entrechtung und Willkür zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen anwandten. Andere Machtmittel (allen voran jene die auf Freiheit beruhen, also Partizipation an der Entscheidungsfindung, Rechtsicherheit etc) standen damals nicht zur Verfügung. Man streitet sich vielleicht, warum das so war. Es sollte daher heißen „… außer unter Historikern …“
Und: Freiheit, auch das eine historische Erkenntnis unter mitleidsloser Betrachtung, war für den Kommunismus nie eine Option.
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Das schaue ich mir vielleicht einmal an. In den nächsten Tagen aber vorerst einmal William Boyd. Daniel Kehlmanns Essais zur Literatur und Ferdinand von Schirach sollen noch rezensiert werden. Vielleicht am Wochenende.
REPLY:
Ist das so? Ich habe nicht das Gefühl, dass die Geschichtswissenschaften den Kommunismus auf eine solche Ideologie reduzieren. Ich würde mir kein Urteil erlauben, was der Kommunismus gewesen sei, aber so entschieden, wie Sie urteilen, wäre mein Empfinden nicht. Die Erscheinungsformen des Kommunismus, das dürfte unbestritten sein, waren wenig empfehlenswert, aber über seinen Kern sagt das vielleicht wenig aus, ich weiß es nicht. Diese Fragen beschäftigen mich wenig.
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Das Berliner Mietshaus ist zu DDR-Zeiten erschienen und hat einen anderen Ton. Aus einer anderen Zeit, halt.