Nichts. An der ganzen Ostseeküste gibt es kein einziges freies Bett mehr, zumindest nicht kurzfristig, und wenn ein Hotel doch noch etwas hat, dann nicht für zweimal zwei Erwachsene mit einmal einem und einmal zwei kleinen Kindern. In zunehmender Verzweiflung sitze ich am Schreibtisch und melke Mäuse. Oder rufe immer neue Hotels an. Online geht sowieso nichts mehr.
Im Hintergrund – sofern man in Zusammenhang mit einem Zweijährigem jemals von Hintergrund sprechen kann – lärmt der F.. „Knupfer, knupfer, knäuschen ….“, kreischt er, während ich mit Hotels namens Seeschlösschen, Esplanade oder Zur Post telefoniere. Selbst wenn die angerufenen Häuser noch freie Zimmer haben sollten, verleugnen sie diese vermutlich in Ansehung von des F. schrillen Gesängen.
„Jetzt lass mich doch mal …“, versuche ich mich des F. zumindest kurz zu erwehren, während telefonisch die Ostseewellen einer besonders penetranten Hotline aus dem Hörer schwappen. „Eine Aufbettung ist in jeder verfügbaren Zimmerkategorie leider nicht möglich.“, flötet die Rezeptionistin eines weiteren Hotels mit einem Maximum falscher Freundlichkeit. Neben mir grölt der F. nun unüberhörbar ein Lied über ein offenbar trollartiges Geschöpf namens Bi-, Ba-, Butzemann, das die Bewohner eines Hauses durch heftige, anscheinend bewegungsbedingte Geräuschentwicklung empfindlich zu stören scheint. Wer kennt diese Situation, frage ich mich im Stillen, besser als ich?
„Gehst du jetzt in dein Zimmer?“, frage ich irgendwann mit eher schwacher Hoffnung auf Erfüllung, und wider jegliche Erwartung verschwindet der F. nach hinten. Auf einmal wird in der Küche richtiggehend still. Ich rufe im nächsten Hotel an. „Zwei Doppelzimmer sagen sie? Da kann ich ihnen nur noch ein Classic und ein Superior anbieten.“, erhalte ich zur Antwort und verschlucke mich fast vor Überraschung. Sehr weit weg hämmert der F. auf sein Xylophon. „Gern!“, rufe ich ein Spur zu laut und vergesse um ein Haar, mich nach dem Preis zu erkundigen. Mir ist nach zwei Stunden am Telephon schon fast alles gleich.
Ich sage sofort zu. Bevor der F. wieder auftaucht und die Zimmer sich doch als vergeben erweisen.
Schon mal in Jugendherbergen versucht? Da gibt’s Familienzimmer und die Frühstücksbuffets sind eigentlich immer ganz passabel, und die Stahlstockbetten gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. In der Not frisst der Teufel Fliegen…
Ich muss gestehen, das würde mich irgendwie deprimieren. Glücklicherweise sind wir fündig geworden. Ich werde berichten.
Das Problem ist, dass in vielen Gemeinden Ferienwohnungen in Wohngebieten gebaut worden sind. War auch nie ein Problem, die Nutzung ist aber verboten worden. Dadurch dürfen viele Wohnungen plötzlich nicht mehr vermietet werden, selbst wenn die Leute schon gebucht haben. Klar, dass viele dann in Hotels ausweichen. Trifft Ost- wie Nordsee.
Siehe auch: http://www.nnn.de/mv-uebersicht/kampf-um-die-ferienwohnungen-id5876926.html
Strange. In Berlin tobt ja auch ein Kampf um Ferienwohnungen. Stellvertreterkriege im Namen der Wohnungsbaupolitik, meine ich, die darauf beruhen, dass sich niemand traut, entweder richtig Geld für Neubauten auszugeben, oder öffentlich die unpopuläre Wahrheit zu verkünden, dass halt nicht weder wohnen kann, wo er will.
Bei den Ferienwohnungen ist das Schlimme, dass manche Orte die Wohnungen selber als Ferienwohnungen in Wohngebieten angeboten haben, obwohl es eigentlich nicht zulässig ist. Jedenfalls wurden da immer alle Augen zugedrückt, bis jemand vor Gericht gezogen ist, weil er das nicht mehr wollte. Das Gericht hat die Praxis verboten und nun stehen alle dumm da, die sich darauf verlassen haben oder gar nicht wußten, dass ihre gekaufte Ferienwohnung in einem Wohngebiet steht.