In der Mittagspause gehe ich zum Friseur. Ich habe keine besonders komplizierten Haare, halt lang und dick und schwarz und ziemlich struppig. Ich habe auch keine besonders anspruchsvolle Haut, ich creme mit einer Creme für 3,49 und reinige sie mit einem Stück ordinärer Seife. Irgendwann wird sich das vermutlich schrecklich rächen, aber aktuell fühle ich mich eigentlich meistens halbwegs adrett, auch wenn im Spiegel beim Friseur eine ein wenig dickliche Frau in mittleren Jahren etwas verloren in dem blitzenden Salon sitzt und an einer Kaffeetasse nippt.
Vielleicht denke ich, sollte ich noch einmal etwas an meinem Aussehen ändern. Eine andere Frisur. Ich könnte abnehmen. Oder mich anders anziehen. Oder ich lasse mich mal beraten und schminke mich künftig richtig. Vielleicht sollte ich auch generell so etwas extravaganter werden, so, wie die hübsche Friseurin etwa, oder zumindest so damenhaft elegant, wie andere Frauen wie in meinem Alter.
Am Ende, weiß ich, werde ich nichts davon tun. Ich bleibe bequem. Ich fahre in meinem grünen Kleid auf dem Rad zu meinem nächsten Termin. Ich sehe mich in der Fensterscheibe mit wehenden, schwarzen Zotteln, und als ich abends heimkomme, finde ich mich total okay, so wie ich bin. Ich sehe nicht schön aus. Aber mir geht es gut.
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Genau!
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Is doch jut so! Mir reicht als einzige Schminke sehr roter Lippenstift.
Einzige Extravaganz: ein schwarzer Hut mit breiter Krempe zum Trenchcoat á la Inspektor Columbo.
Gutgehen macht schön.
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Genau!
Gerne gelesen
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wie fand er den samstag?
Erleichternd. Er hat große Angst vor der AfD, „weil sie Hitler gut finden“, und weil er es unfassbar findet, dass jemand so bösartig sein kann, seinen syrischen Kitakollegen S. in den Krieg zurückschicken zu wollen. Dass so viele Leute es ähnlich sehen wie er, hat ihn beruhigt.