Blauer als blau

Auf dem Heimweg, immer die Seestraße herunter zur S-Bahn, fühle ich mich auf einmal einsam. Im Bett, eine Teetasse in der Hand, rufe ich meinen Vater an. Er klingt verschlafen. Nein, wehrt er ab, er habe noch gelesen, und ich bin dankbar für die kleine Lüge, die mir das schlechte Gewissen ersparen soll. Ich ziehe die Decke über mich, schließe die Augen und flüstere in den Hörer, was an meinem Leben sich falsch anfühlt. Mein Vater beruhigt, begütigt, spricht über schöne Dinge und Menschen, die mich lieben.

Haltung, würde meine Mutter empfehlen, und hätte wahrscheinlich recht. Aber mein Vater beginnt, leise zu singen, und singt, bis ich müde bin von den zwei rüst´gen Gesellen, von den Pflaumenbäumen, die vielleicht noch immer blühen und vom Traum, in dem alles leichter und besser ist, und der Himmel blau.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken